Oper:Kämpfen für das Positive

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Okka von der Damerau ließ sich von der Ex-Brangäne Petra Lang helfen, in die neue Rolle zu finden. (Foto: Wilfried Hösl)

Die Mezzosopranistin Okka von der Damerau gibt im Nationaltheater ihr Rollendebüt als Brangäne in Wagners "Tristan und Isolde"

Von Klaus Kalchschmid

Den Bleistift hat sie noch im Haar-Dutt stecken, als wär' sie - wie wieder im Januar - die Suzuki in der "Madama Butterfly". Aber Okka von der Damerau kommt von der "Sitzprobe" mit Orchester zur Wiederaufnahme von Wagners "Tristan und Isolde" und hat im Brenner kurz Zeit, über ihr Rollendebüt als Brangäne zu plaudern: "Das ist echt eine Ehre für mich, das hier im Haus der Uraufführung zu singen, und mit diesem Orchester; nirgendwo möchte ich das lieber tun." Voll des Lobes ist sie auch über die Dirigentin: "Simone Young unterstützt mich total, ist ungemein positiv und hilfreich, mehr als es normal ist bei so einem Debüt." Auch dass Petra Lang kurzfristig für Christiane Libor als Isolde eingesprungen ist, hat zwar den eng getakteten Probenplan etwas durcheinander gewirbelt, aber für die Mezzosopranistin ist das auch von Vorteil: "Petra Lang kann mir als Ex-Brangäne in dieser Produktion viel sagen und helfen, Fragen sozusagen aus der eigenen Haut heraus beantworten. Ich bin auch sehr froh, dass diese Inszenierung von Peter Konwitschny sehr am Text gearbeitet ist."

Kommt hinzu, dass Okka von der Damerau die neue Partie mit ihrem Pianisten Wolf Storz an der Oper genauestens einstudieren konnte: "Er hat das über das übliche Mass hinaus intensiv mit mir gemacht, einfach weil er meine Stimme super gut kennt und Wagner so sehr liebt." Außerdem mag sie ihre Figur: "Brangäne hat etwas sehr Herzliches, Liebenswertes, kämpft für das Positive, und die Partie passt zu meiner Stimme gerade perfekt."

In München singen wollte die Mezzosopranistin mit dem wunderbar warmen Timbre schon viel früher, doch bei der Aufnahmeprüfung an der Hochschule ist sie durchgerasselt, und mit dem Opernstudio wurde es auch nichts, dafür aber 2010 auf Anhieb mit einem Festengagement. Heute reicht das Repertoire an der Staatsoper von der Dritten Dame in der "Zauberflöte" bis zu zentralen Partien wie der Ulrica in "Un ballo in maschera" (gerade auf DVD erschienen), der Mary im "Fliegenden Holländer", der Magdalene in den "Meistersingern" bis zu den zentralen Partien ihres Fachs im "Ring", etwa Erda, Waltraute und Erste Norn. Unvergessen ist eine herrlich komische Rolle wie die der tütteligen alten Haushälterin in der "Schweigsamen Frau" - wieder im November auf dem Spielplan - oder, neu zu Weihnachten, die Mutter in "Hänsel und Gretel" und zu Silvester erstmals der blasierte, trinkfeste Prinz Orlowsky in der "Fledermaus".

Die Mutter zweier Söhne ist beruflich und privat gut ausgelastet, zumal es zunehmend auch Auftritte an großen Häusern außerhalb gibt wie im "Ring" und in "Les Troyens" in Chicago, demnächst in Korngolds "Wunder der Heliane" an der Deutschen Oper Berlin oder als Erda an der Wiener Staatsoper. München ist für die gebürtige Hamburgerin aber zum Zentrum ihres Lebens und Wirkens geworden, weshalb man sie hier auch jenseits der Oper schätzt, etwa mit Mahler- und Brahms-Liedern am 8. Juli im Max-Joseph-Saal oder am 19. November in St. Michael mit dem Verdi-Requiem.

Tristan und Isolde, Donnerstag, 13. April, 16 Uhr, Nationaltheater

© SZ vom 12.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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