Neues aus Stockholm:Nobelpreis wieder möglich

Lesezeit: 1 min

Die Schwedische Akademie hat zwei neue Mitglieder, den Juristen Eric M. Runesson und die exiliranische Schriftstellerin Jila Mossaed. Daher könnte 2019 wieder ein Literaturnobelpreis vergeben werden. Vielleicht.

Von Thomas Steinfeld

Die große Krise der Schwedischen Akademie ist vorüber, bis auf Weiteres jedenfalls. Am Freitagmittag gab die Akademie bekannt, König Carl XVI Gustaf habe der Wahl zweier neuer Mitglieder zugestimmt. Damit steigt die Zahl der aktiven Mitglieder wieder auf zwölf, was der Zweidrittelmehrheit entspricht, die für wichtige Entscheidungen - der Wahl neuer Mitglieder etwa oder eines Nobelpreisträgers der Literatur - notwendig ist.

Möglich wurde die Einwahl der neuen Mitglieder, weil mindestens zwei der abtrünnigen, aber noch nicht ausgeschiedenen Mitglieder der Akademie an der Abstimmung teilnahmen. Unter allen Möglichkeiten, die zur Lösung der Krise beraten wurden und die, auch von Seiten der Geldgeber, bis hin zu Auflösung der Akademie reichten ( SZ vom 2. Oktober), hat man sich für die kleinste Lösung entschieden - offenbar, um die Institution zu retten. Das aber bedeutet, dass ein großer Teil der inneren Probleme der Akademie erhalten bleibt. Sie rühren im Wesentlichen daher, dass einige Mitglieder die Akademie als ihre private Einrichtung behandelten. Es erscheint nun aber immerhin als möglich, dass es im Jahr 2019 wieder einen Nobelpreis geben könnte.

Neue Mitglieder der Akademie sind der Jurist Eric M. Runesson und die exiliranische Schriftstellerin Jila Mossaed. Runesson ist ein Fachmann für Vertragsrecht (Spezialität: unzureichend formulierte Verträge) und gehört dem Obersten Gerichtshof an. Im Frühjahr hatte er der Akademie als Vermittler in ihren Konflikten mit der Nobelstiftung, die über das Geld für den Nobelpreis verfügt, und dem Hof gedient. Die Tradition, dass mindestens ein Jurist der Akademie angehören soll, war 2009 aufgegeben worden, zum offenbaren Nachteil der Institution.

Jila Mossaed ist eine in Schweden angesehene Schriftstellerin, die Iran im Jahr 1986 verlassen musste und seitdem vor allem Lyrik veröffentlichte. Unklar ist nach wie vor, was mit Katarina Frostenson geschehen wird, dem Mitglied der Akademie, das im Mittelpunkt der Krise stand. Die Akademie wirft ihr vor, Namen künftiger Nobelpreisträger verraten zu haben. Ferner wird gegen sie wegen Vergehen gegen das Steuerrecht und die Regeln im Umgang mit Fördergeldern ermittelt, die zum Teil von der Akademie stammten. Die abtrünnigen Mitglieder hatten zur Bedingung ihrer Teilnahme an der Abstimmung gemacht, dass Frostenson die Akademie verlässt. Dieselbe Forderung hatte im April zum Auseinanderbrechen der Akademie geführt - nun scheinen die Verbliebenen nachgegeben zu haben.

© SZ vom 06.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: