Neue Einspielung mit den Münchner Philharmonikern:Daniel Lozakovich spielt Beethovens Violinkonzert

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(Foto: N/A)

Von Helmut Mauró

Tatsächlich favorisiert man ja dieser Tage alles, was dazu beiträgt, die Illusion eines im Kern ungebrochenen, sogar unverbrüchlichen Kulturkontinuums aufrecht zu erhalten. Eine Musikstadt wie München mit mehreren großen Profi-Orchestern und einem derzeit siechenden privaten Markt trifft die Situation hart. Es trifft aber auch weltweit eine nachwachsende Künstlergeneration, die in der kurzatmigen Aufmerksamkeitskonkurrenz derzeit kaum eine Chance hat. Gerade noch Glück hatte der 19-jährige Geiger Daniel Lozakovich, der vor dem Lockdown das Violinkonzert von Ludwig van Beethoven aufnehmen konnte (DG). Und zwar gleich mit angemessener Begleitung der Münchner Philharmoniker unter Leitung von Valery Gergiev. Angemessen ist dies deshalb, weil hier - ohne falsches Pathos und Gefühlsschwere - alle so konzentriert und ernsthaft zu Werke gehen, als habe man eine bislang verschollene Partitur Beethovens entdeckt, dessen Kunstinhalt man sich nun mit größtem Respekt näherte. Was aber Beethoven nur gut tut. Seine Musik ist wild genug, man muss auf dem Podium nicht theatralisch aufbegehren, sie ist intelligent genug und braucht keine formalinterpretatorische Nachhilfe. Was natürlich nicht heißt, dass man einfach die Noten abspielen könnte, und der Kunstrest, das Eigentliche, ergäbe sich von selber. So ist es nicht. Das hört man hier sehr deutlich. Weder Gergiev, noch Lozakovich haben es darauf abgesehen, sterile Perfektion abzuliefern. Lozakovich, der insgesamt eher zurückhaltend zu Werke geht, was sehr angenehm ist im Gegensatz zu vielen nassforschen Kollegen, bekommt von Gergiev einerseits stabilen Rückhalt, wird aber auch nicht durch orchestralen Bombast aus dem Feld gedrängt. Alles wirkt sehr natürlich und mitunter auch musikantisch fröhlich. Natürlich, es wird Einwände geben, warum gleich Beethoven aufnehmen, warum dieses Konzert, das hundert Referenzaufnahmen der größten Geiger vorliegt. Ja, warum? Weil Daniel Lozakovich ein hörbar inniges Verhältnis zu diesem Werk hat und weil auch das gemeinschaftliche Wirken mit den Münchner Philharmonikern ein erfrischendes und glückliches ist.

© SZ vom 02.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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