Nachruf:Zum Tod des Geigers Thomas Brandis

Als Konzertmeister und Geigenpädagoge prägte Thomas Brandis den Klang der Berliner Philharmoniker in der Ära Karajan mit. Nebenbei feierte er mit dem Brandis-Quartett Erfolge. (Foto: dpa)

Thomas Brandis wurde bereits mit 26 Jahren Konzertmeister der Berliner Philharmoniker und prägte dort die Karajan-Zeit.

Von Helmut Mauró

Manchmal hörte man auch Entlegeneres von ihm. Zum Beispiel Streichquartette von Kurt Weill, Paul Hindemith oder Erwin Schulhoff, fein ziseliert in den Einzelstimmen und doch zupackend im Gesamtklang, mitunter von erschreckender Durchsichtigkeit. Im Übrigen bevorzugte er das Kernrepertoire der Wiener Klassiker - Mozart, Beethoven und vor allem Schubert - für sein Brandis-Quartett. Der Geiger Thomas Brandis hat es 1976 gegründet. Damals war der Schüler von Max Rostal mit gerade einmal 26 Jahren bereits 1. Konzertmeister der Berliner Philharmoniker, denen er von 1962 bis 1983 angehörte.

Als solcher erlebte er eine Reihe großer Dirigenten, von Joseph Keilberth bis Herbert von Karajan oder Klaus Tennstedt. Er unterrichtete als Professor an der Berliner Hochschule der Künste, später in Lübeck, zuletzt an der Royal Academy of Music in London. Zu seinen Schülern zählen auch der französische Jungstar Renaud Capuçon sowie zahlreiche Geiger der Berliner Philharmoniker. Insofern gehört Brandis zu den prägenden Musikern der Philharmoniker in der Karajan-Ära. Auch nach seinem Ausscheiden blieb er dem Orchester verbunden. Zuletzt sah man ihn bei einem Konzert mit dem designierten Chefdirigenten Kirill Petrenko. Thomas Brandis starb, wie erst jetzt bekannt wurde, nach langer Krankheit am 30. März im Alter von 81 Jahren.

© SZ vom 05.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: