Nachruf:Weggefährte und Chronist des Pop: Nick Tosches ist tot

Von Andrian Kreye

Nick Tosches ist gestorben, der Chronist der amerikanischen Popkultur, den es immer in die Abgründe zog. Seine Biografien von Jerry Lee Lewis ("Hellfire)", Dean Martin ("Dino") und dem Boxchampion Sonny Liston ("Der Teufel und Sonny Liston") gehören zu den besten ihres Genres. Er schrieb vier Romane, unzählige Rezensionen und Essays. Sie lebten von einer Sprache, die neben tiefer Kenntnis und Recherche immer auch Haltung und Gefühl transportierten. "Gonzo Journalism" nannte man den leidenschaftlich subjektiven Stil des literarischen Journalismus in den Siebzigerjahren. Doch während seine Weggenossen wie Tom Wolfe, Hunter S. Thompson und Gay Talese im Kanon der Weltliteratur ihre Ehrenplätze als Pioniere bekamen, blieb Nick Tosches ein Außenseiter.

Aufgewachsen war er als Sohn eines Barbesitzers in New Jersey. Als Schulabbrecher schlug er sich als Schlangenjäger und Werbetexter durch, bis es mit dem Journalismus klappte. Ende der Sechzigerjahre war er zusammen mit Lester Bangs und Richard Meltzer ein Drittel der "Noise Boys" beim Musikmagazin Creem. Das waren Kritiker, die für den Geist des Rock 'n' Roll und frühen Punk die passenden Sprachmelodien trotzigen Worte fanden. Nicht zuletzt, weil sie so ausufernd lebten wie die Männer (und wenigen Frauen), über die sie schrieben.

Am Sonntag ist er in New York nach langer Krankheit gestorben. Er wurde 69 Jahre alt.

© SZ vom 22.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: