Nachruf: Sprache der Nähe

Der Romanist und Linguist Wulf Oesterreicher war ein großer Verteidiger der Mehrsprachigkeit. Lange lehrte er an der Ludwig- Maximilians-Universität in München. Nun ist er im Alter von 72 Jahren gestorben.

In Freiburg gab es einmal einen legendären Sonderforschungsbereich zum Verhältnis von Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Zu seinem Start im Jahr 1985 erschien ein sehr einflussreicher Aufsatz: "Sprache der Nähe - Sprache der Distanz". Es ging da unter anderem darum, die Schrift in der gesprochenen Sprache zu entdecken ("elaborierte Mündlichkeit") und die Oralität im Geschriebenen. Dies sind Fragen, die die gesamten Sprach- und Literaturwissenschaften betreffen, gerade in der Abhängigkeit der Sprache vom Adressaten, vom Publikum, und sie sind auch im Medienwandel heute von großer Bedeutung.