Viele Dirigenten haben versucht, die großen Klassiker neu zu deuten und tiefgründig auszuleuchten. Der englische Dirigent Neville Marriner war einer der ersten, die das nachhaltig in die Tat umsetzten. Die gleichermaßen populären wie genialisch anspruchsvollen Werke Wolfgang Amadeus Mozarts standen dabei lange Zeit im Mittelpunkt. Die Aufführungsästhetik war nach dem Krieg in eine schlimme Sackgasse geraten, steckte fest zwischen nebulöser Beweihräucherung und bieder-debiler Fünfzigerjahre-Verkitschung. Das eigentlich Musikalische starb einen zähen Tod, Dirigier-Autoritäten beherrschten das Feld, und Werktreue war oft nicht mehr als spießig-morbide Rechthaberei.
Nachruf:Meister der Entschleunigung
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Niemand näherte sich Mozart so umsichtig wie er: Der englische Dirigent Neville Marriner hat Generationen von Klassik-Liebhabern beglückt. Jetzt ist er mit 92 Jahren gestorben.
Von Helmut Mauró