Nachruf:Abschied vom Kaiser

Der Musik-, Literatur- und Theaterkritiker Joachim Kaiser war ein sehr besonderer Intellektueller und der letzte Großkritiker. Er starb mit 88 Jahren.

Von Andrian Kreye

Es war kein Schock für die Mitarbeiter und Leser der Süddeutschen Zeitung, als am 11. Mai Joachim Kaiser, ihr einstiger Großfeuilletonist, der Wegbereiter des Kulturjournalismus, im Alter von 88 Jahren in München starb. Lange war er schon krank gewesen, war immer seltener und schließlich gar nicht mehr in die Redaktion gekommen. Sein Tod aber erinnerte viele daran, dass da einer gegangen war, der wichtige Wege bereitet hatte, eine der großen Persönlichkeiten der Bundesrepublik. Kaum einer konnte den Lesern in den Nachkriegsjahrzehnten die klassische Musik, das Theater und die Literatur mit einer solchen Leidenschaft und Klarheit nahebringen wie er. Vor allem als Musikkritiker war er weit über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus bekannt geworden. Seine Arbeit zu den Pianisten seiner Zeit ist legendär. So war es kein Wunder, dass zur Gedenkfeier in der Allerheiligen- Hofkirche noch einmal die ganz Großen aufspielten: Anne-Sophie Mutter, Igor Levit und die Musiker der BR-Symphoniker.

© SZ vom 27.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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