Musik:Goldfrapp live: Blonde Elfe und Disco-Diva

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Berlin (dpa) - Zarter Rauschgoldengel oder stampfende Disco-Diva - auf ihren Studioalben weiß Alison Goldfrapp diese stilistische Gegensätze stets fein säuberlich zu trennen. Im Konzert gibt es beide Seiten der Medaille zu besichtigen.

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Berlin (dpa) - Zarter Rauschgoldengel oder stampfende Disco-Diva - auf ihren Studioalben weiß Alison Goldfrapp diese stilistische Gegensätze stets fein säuberlich zu trennen. Im Konzert gibt es beide Seiten der Medaille zu besichtigen.

Eine wilde Mixtur der sehr unterschiedlichen Goldfrapp-Songs aus sechs Studioalben in gut zehn Jahren mutet die britische Popsängerin ihrem Publikum am Mittwochabend im proppevollen Berliner „Heimathafen Neukölln“ allerdings nicht zu. Stattdessen darf im ruhigen ersten Teil des Auftritts nicht einmal Bier verkauft werden - denn jedes Flaschengeklirre störe die Künstlerin in ihrer Konzentration auf die atmosphärischen Lieder des neuen Album „Tales Of Us“, heißt es.

Die Lärmvermeidungsmaßnahme greift: Bei „Stranger“ oder „Annabel“ etwa, zwei dieser grandiosen neuen Cinemascope-Songs, ist es mucksmäuschenstill im Saal. Die blondgelockte, in Schwarz gehüllte Alison Goldfrapp wirft sich mit großer Geste und ätherischer Hauchstimme in die üppig arrangierten Stücke. Eine fünfköpfige Band begleitet die 47-Jährige an Standbass, Gitarre, Schlagzeug, Geige und Keyboards - Goldfrapps Synthie-Mastermind Will Gregory ist allerdings nirgends zu sehen, ihn vertritt eine junge Dame an den Tasten.

Nach rund 40 Minuten mit leicht unterkühltem Edel-Pop zwischen Kate Bush, Scott Walker und Ennio Morricone werden dann die Groove-Maschinen angeworfen, und die von ihrem regenbogenbunt gemischten Publikum hörbar verehrte Blondine mutiert zum Partygirl. „Ride A White Horse“, „Ooh La La“ und „Strict Machine“ sind Tanzbodenfeger der anspruchsvolleren Art, damit machte Goldfrapp vor einigen Jahren sogar Madonna oder Kylie Minogue Konkurrenz.

In Statements zum aktuellen Album hatte die Sängerin kürzlich angedeutet, ihre Elektro-Dancepop-Zeit sei erstmal vorbei. Live gilt das für Berlin nur bedingt, aber immerhin hat sie gegen Ende des etwa 90-minütigen Auftritts noch zwei ihrer schönsten, fragilsten Songs im Programm: „Clowns“ von dem an britischen Folk angelehnten Album „Seventh Tree“ (2008), und „Lovely Head“ vom Debüt „Felt Mountain“, mit dem das Duo Goldfrapp/Gregory 1999 seinen Durchbruch erlebte.

So bietet die umjubelte Show alles, was die Fans von Goldfrapp erwarten - im Grunde sogar zwei Konzerte zum Preis von einem. Und wenn sie dem Stil von „Tales Of Us“ jetzt noch ein Weilchen treu bleiben, ist ja vielleicht demnächst auch mal ein „monothematischer“ Auftritt mit großem Orchester drin.

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