Musik:Country-Szene feiert sich selbst und Dolly Parton

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Garth Brooks ist der Country-König. Foto: Andrew Gombert/Archiv (Foto: dpa)

Nashville (dpa) - Die Country-Musikszene hat sich einmal mehr selbst gefeiert: Die Verleihung der 50. Awards der Country Music Association (CMA) am Mittwochabend (Ortszeit) in Nashville geriet erwartungsgemäß zum Schaulaufen der Country-Größen.

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Nashville (dpa) - Die Country-Musikszene hat sich einmal mehr selbst gefeiert: Die Verleihung der 50. Awards der Country Music Association (CMA) am Mittwochabend (Ortszeit) in Nashville geriet erwartungsgemäß zum Schaulaufen der Country-Größen.

Zu den Preisträgern der Jubiläums-Awards gehörten Country-Superstar Garth Brooks (Entertainer des Jahres), Eric Church, Carrie Underwood und Chris Stapleton. Königin des Abends war Dolly Parton (70), die für ihr Lebenswerk geehrt wurde. In Europa führt Countrymusik vergleichsweise ein Nischendasein. Das soll sich jedoch ändern.

Jedenfalls gab sich das Genre redlich Mühe, aus seiner vermeintlich konservativ-spießigen Ecke zu kommen. Brad Paisley und Carrie Underwood moderierten die Gala und sparten nicht mit Seitenhieben auf den US-Wahlkampf und Donald Trump. Mit Preisträger Garth Brooks stand einer der Country-Megastars auf der Bühne, der zwar Cowboy-Hut trägt, die Musikrichtung allerdings in den 90er Jahren entstaubt und sie endgültig mit Rock und Pop vereint hat.

Ikone Dolly Parton steht weit über derlei Imagekorrekturen. Als die 70-Jährige nach einigen Ständchen ihrer Kollegen auf die Bühne kam, um den „Willie Nelson Award für das Lebenswerk“ entgegenzunehmen, meinte sie knochentrocken: „Ich bin gerührt und würde nur zu gerne weinen, aber das würde nur mein Make-up ruinieren.“

Andere Preisträger zeigten sich wesentlich emotionaler - warum auch nicht? Denn wenn es etwas gibt, was Country-Musik von anderen Genres unterscheidet, dann ist es das Mehr an Emotionen. Eine Gefühligkeit, nach der sich die Menschen in einer immer hektischer werdenden Welt verstärkt sehnen, meint jedenfalls Dolly Parton: „Unser Leben wird ständig schneller, lauter und komplizierter. Da suchen die Menschen einen simplen, bodenständigen Gegenpol“, sagte sie kürzlich der Deutschen Presse-Agentur.

Das erklärt der Sängerin und Songschreiberin zufolge auch den steigenden Erfolg traditioneller Musikformen in Metropolen. Die harmonischen Klänge besäßen sogar therapeutische Qualitäten, sagte Parton. „Ich denke, dass Familien, die Country und Bluegrass hören, näher zusammenrücken.“

Auch Moderator Brad Paisley nahm diesen Gedanken auf, als er gegen Ende der Show sagte: „We are one crazy family.“ Und tatsächlich: So groß und spektakulär die Inszenierung der Gala sein mochte – sie hatte auch etwas von einem Familientreffen. Einer sehr großen Familie natürlich. In der man sich nicht immer einig ist, in der regelmäßig über die musikalische Deutungshoheit gestritten wird – in der man aber durchaus an einem Strang zieht.

Als Beleg für diesen geschäftsorientierten Familiensinn lässt sich auch die 1958 in Nashville gegründete Country Music Association (CMA) nennen, eine aus mehr als 7600 Mitgliedern bestehende Interessengemeinschaft. Ziel: der Countrymusik mehr Gehör und damit mehr Umsatz zu verschaffen.

Jüngster Coup der mächtigen Musik-Organisation ist die Mitinitiierung des seit 2013 in Europa stattfindenden Festivals „Country2Country“ (C2C). Die bis zu drei Tage dauernde Veranstaltung geht alljährlich in London, Dublin und weiteren Städten über die Bühne und präsentiert nicht nur die zugkräftigsten Namen des Genres, sie zeigt auch die große stilistische Bandbreite der Country-Szene. Eine Leistungsschau des Countrysounds – mit messbarer Werbewirkung, wie CMA-Sprecherin Bobbi Boyce sagt: „C2C hat dafür gesorgt, dass die Stilrichtung in Großbritannien und Irland einen größeren Zulauf bekommt. Vor allem bei den jungen Musikkonsumenten hat sich das niedergeschlagen.“

Diese Erfolgsgeschichte würden die CMA-Verantwortlichen liebend gerne auch in Deutschland schreiben, verrät Boyce' Kollegin, die CMA-Managerin Milly Olykan. Als einer der weltweit größten Musikmärkte habe man die Region natürlich auf dem Zettel. Doch im Gegensatz zu Großbritannien fehle es in Deutschland an der nötigen Infrastruktur: beispielsweise an Radiosendern, die regelmäßig Garth Brooks, Chris Stapleton & Co. spielten.

Somit ist Deutschland immer noch ein Country-Entwicklungsland – das aber aufholt, wie Dirk Baur, Managing Director Universal Music International, weiß: „Der Country-Markt ist stabil und in den letzten Jahren deutlich gewachsen, es ist aber noch Potenzial vorhanden.“ Die CMA-Verantwortlichen dürften da nicht widersprechen.

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