Musical:Eins auf die Nuss

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"Monty Python's Spamalot" zu Gast im Deutschen Theater

Von Egbert Tholl, München

Zunächst einmal ist es verblüffend, wie viele junge Menschen im Hof des Deutschen Theater herumstehen und dann auch in die Aufführung gehen. Erstaunlich, weil die anarchistischen Scherze der Monty Pythons einem selbst ja eher als vage Erinnerung im Kopf herumspuken; aber offenbar sollte man die Freude der Jugend am Schrägem nicht unterschätzen. Könnte auch sein, dass die alle auf Musicals stehen, aber das wäre nicht weniger verblüffend. Am Ende jedenfalls sind alle glücklich; schade ist dabei nur, dass die enthusiasmierten Zuschauer sich dann schnell in alle Richtungen verstreuen, weil die aseptische (Gastro-)Atmosphäre des Theaterareals kaum zum Verweilen einlädt, zumindest dann nicht, wenn man gerade den Kopf mit viel Quatsch voll hat.

"Monty Python's Spamalot", die Musicalversion der "Ritter der Kokosnuss", bietet davon auch wirklich viel, also vom erlesenen Quatsch. Vieles vom Film ist darin enthalten, in der Inszenierung auch ein paar der hoppeligen Dada-Comics, dann das Duell, das mit dem Verlust der Gliedmaßen endet ("okay, einigen wir uns auf ein Unentschieden"), die Kokosnüsse als Pferdegetrappel, das lebensgefährliche Kaninchen, Mönche, die sich in trockenster Manier dicke Bücher an den Schädel hauen, Sammlungen von Pest-Toten, blasierte Franzosen, das trojanische Kaninchen, die Kommune der Bauern, die nichts zu essen haben. Alles dies ist wunderbar, und immer dann, wenn die Produktion des Züricher Theaters am Hechtplatz, die über den Umweg Hamburg nach München gekommen ist, nah am Film bleibt, freut man sich.

Das Theater am Hechtplatz ist ein kleines Haus, in dem offenbar freudige Bastler am Werk sind. Ein bisschen fühlt man sich an die schrägen Produktionen des Lustspielhauses ("Das weiße Rössl") erinnert, was am Bassdruck der fröhlichen Band genauso liegt wie an den herzigen Pappmascheekulissen. Vor allem aber stehen hier Leute auf der Bühne, die mit Inbrunst sich selbst verarschen und ein sehr überlegen-aufgeklärtes Verhältnis zu ihren Rollen haben. Singen, steppen, tanzen und spielen können sie eh. Absolut entzückend sind etwa die diversen schwulen Ritter, deren schwulster (geht die Steigerung?), Rolf Sommer, Schweizer Herzigkeit in Person ist - da werden alle Klischees zu einem wirklich guten Humor hin durchbrochen. Einen Urschweizer gibt es auch, Fabio Romano, der würde gern viel mehr prima tanzen, darf aber nicht - er spielt den Knappen. Getanzt wird ohnehin viel, oft sehr lustig und mit einer zunächst guten Balance zwischen Aberwitz und Showgelüsten. Doch dann bricht sich immer mehr das Genre Bahn, mehrt sich Sandra Studer als Fee aus dem See in beeindruckender Stimmakrobatik aus und nerven einige der nicht immer geistreichen München-Anspielungen. Doch der Abend kriegt die Kurve, und alles wird gut.

© SZ vom 27.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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