München:Mit Glitzer in die Vergangenheit

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Bon Jovi erfreuen ihre Fans im Olympiastadion

Von Laura Helene May, München

Das Münchner Olympiagelände scheint an diesem Abend das Zentrum der Popwelt zu sein. Während Elton John in der Olympiahalle sein Abschiedskonzert gibt und James Morrison auf dem Tollwood spielt, strömen mehr als 70 000 Menschen zu Bon Jovi ins Olympiastadion. Die Besucher wuseln wie Ameisen durch alle Eingänge in das Stadion, während die britische Vorband Def Leppard die Luft mit echten Achtzigerjahre-Hard-Rock-Schwingungen erfüllt. Das Publikum scheint weit hinten in den Kleiderschränken alle rockigen Accessoires aus der Vergangenheit hervorgezogen zu haben, und so sind viel Glam-Rock-Schick in Glitzer und Leder sowie blondierte Haare zu sehen. Erinnerungen werden auch von dem etwas merkwürdigen Quiz auf der riesigen Leinwand hervorgerufen, das verschiedenste Fragen rund um Jon Bon Jovis Leben aufwirft. Zum Beispiel, in welchem Mode-Outlet er einmal gearbeitet habe. Zudem läuft eine Werbung für eine namensverwandte Tomatensauce mit dem Slogan: "It's all about the sauce!" Will man nicht verstehen.

Pünktlich um 20.30 Uhr kommt die Band aus New Jersey endlich auf die Bühne und wird von einer Woge aus gehobenen Händen und kreischendem Gejubel empfangen. Jon Bon Jovi beweist mal wieder, dass er ein echter Profi der Massenunterhaltung ist. Die gigantische Kulisse scheint ihm gerade groß genug zu sein. Rund zweieinhalb Stunden rocken Bon Jovi routiniert durch ihre bereits mehr als 30-jährige Bandgeschichte. An bekannten Melodien fehlt es dabei nicht, was auch die Textsicherheit der Menge beweist. Stilsicherheit beweist die Show bis ins kleinste Detail: Einige Kostümwechsel des Sängers lassen sein Modebewusstsein und sein Superman-Tattoo zum Vorschein kommen, die virtuosen Gitarrenriffs werden auf ebenso virtuos gestalteten Gitarren gespielt, und die Visuals versetzen das Publikum ebenfalls in US-amerikanische Rocker- und Roadtrip-Stimmung.

Am Ende warten doch alle auf die ganz großen Hits - nach "It's My Life" scheinen einige der Besucher genug gesehen zu haben und gehen lieber, als in das Verkehrschaos dieser gigantischen Musiknacht zu geraten. Die Band ist noch motiviert und scheint auch nach all den Jahren auf den großen Bühnen der Welt sehr viel Spaß zu haben, auch wenn Jon Bon Jovis Stimme manchmal im Chor seiner Fans erstickt. In der perfekten Sommernacht geht die Show noch weiter, und alle, die bin zum Ende geblieben sind, werden mit dem Megahit "Living On A Prayer" als Zugabe belohnt. Auch wenn viele Bewegungen der Gruppe sich über die Konzertdauer hinweg wiederholen: Die Masse tobt, die Leute sind begeistert - und lassen viele Erinnerungen aufleben.

© SZ vom 08.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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