Mülheimer Dramatikpreis:Ihr Leben als Tier

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"Die Katze Eleonore" von Caren Jeß in der Inszenierung am Staatsschauspiel Dresden. (Foto: Sebastian Hoppe/dpa)

Der Mülheimer Dramatikpreis geht 2023 an Caren Jeß für ihren Selbstbestimmungsmonolog "Die Katze Eleonore".

Die Dramatikerin Caren Jeß wird mit dem Mülheimer Dramatikpreis und dem Publikumspreis ausgezeichnet. Jeß erhält die mit 15 000 Euro dotierte Auszeichnung für ihr Stück "Die Katze Eleonore". Bei den 48. Mülheimer Theatertagen, die am Sonntag zu Ende gingen, wurde die Uraufführung des Monologs vom Staatsschauspiel Dresden in der Regie von Simon Werdelis mit Karina Plachetka in der Hauptrolle gezeigt. Der Text erzählt die Geschichte der Immobilienmaklerin Eleonore, die eines Tages feststellt, dass sie eigentlich eine Katze ist, und beginnt, als solche zu leben, mit allen damit verbundenen Widrigkeiten. Ihr Therapeut Dr. Wildbruch, telefonisch zugeschaltet, findet das faszinierend, medizinisch, aber auch persönlich.

Die Jury begründete, das Stück sei "extrem konsequent und extrem provokativ", die Sprache "hochmusikalisch und rhythmisch". Man identifiziere sich mit der Hauptfigur und sei zugleich verstört. Jeß habe den Mut, auch den Egoismus kenntlich zu machen, der mit einem Weg radikaler Selbstbestimmung meist einhergehe.

Acht Stücke waren aus 169 Uraufführungen nominiert

Der Preisjury gehörten der Autor und Journalist Till Briegleb (auch SZ-Autor), die Dramaturgin Beate Heine, der Regisseur Frederik Tidén, die Schauspielerin und Regisseurin Anita Vulesica und die Theaterkritikerin Christine Wahl an. Aus 169 deutschsprachigen Uraufführungen hatte eine Vorjury aus Kritikerinnen und Kritikern acht für den Mülheimer Dramatikpreis ausgewählt. Neben Caren Jeß' Stück waren sieben weitere Texte nominiert, darunter von Martin Heckmanns, Sivan Ben Yishai, Elfriede Jelinek, René Pollesch und von dem Kollektiv Glossy Pain.

Den "Gordana-Kosanović-SchauspielerInnenpreis" erhält die Schauspielerin Vidina Popov für ihr Spiel in Sivan Ben Yishais "Bühnenbeschimpfung (Liebe ich es nicht mehr oder liebe ich es zu sehr?)". Den Mülheimer Kinderstückepreis gewinnt Roland Schimmelpfennig für seine Neuinterpretation der "kleinen Meerjungfrau".

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