Mode:Berlin Fashion Week: Öko-Mode und Oscar-Gewinnerin

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Berlin (dpa) - Hungerlöhne und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen - die Textilbranche steht in der Kritik. Die Berliner Modewoche will Signale für "Fair Fashion" setzen.

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Berlin (dpa) - Hungerlöhne und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen - die Textilbranche steht in der Kritik. Die Berliner Modewoche will Signale für „Fair Fashion“ setzen.

Kleider aus Algenfasern, Jeans aus recycelten Plastikflaschen und rhabarbergegerbtes Leder - bei der 15. Ausgabe der Berlin Fashion Week (8. bis 13. Juli) wird grüne Mode großgeschrieben. Kreative Designer aus aller Welt wollen zeigen, dass umweltbewusste Textilproduktion auch cool, trendy und edel sein kann. Allein vier der fünfzehn Einzelmessen präsentieren ausschließlich Öko-Mode. Aber auch bei den Laufstegschauen setzen die Labels zunehmend auf Nachhaltigkeit.

Größte Umstellung für die rund 200 000 erwarteten Fachbesucher: Weil die Straße des 17. Juni vor dem Brandenburger Tor mit der Fanmeile zur Fußball-WM belegt ist, musste die Fashion Week ihren Stammplatz für das Modezelt dort räumen und ins Erika-Hess-Eisstadion im nicht gerade angesagten Arbeiterviertel Wedding umziehen. Mit viel weißer Farbe und 600 Scheinwerfern wurde die abgetaute Eisfläche zum Runway für die 40 geladenen Labels aufgepeppt.

Mit dabei sind wieder Berliner Publikumslieblinge wie Lala Berlin, Augustin Teboul, Lena Hoschek, Perret Schaad, Kilian Kerner und Malaikaraiss, aber auch Newcomer wie der Schweizer Armani-Zögling Julian Zigerli und die auf „Slow Fashion“ spezialisierten Zwillingsschwestern Anja und Sandra Umann mit ihrem Avantgarde-Label Umasan. Abgesagt haben dagegen die Berliner Trendsetter Achtland und Kaviar Gauche - sie wollen ihre Kollektionen für Frühjahr/Sommer 2015 lieber im September in Paris zeigen. Auch die großen Namen Boss, Rena Lange und Escada sind wieder nicht dabei.

Für den zuletzt gelegentlich vermissten Starglanz sorgt diesmal Oscar-Preisträgerin Tilda Swinton (Michael Clayton). In den erdfarbenen Entwürfen des kolumbianischen Stardesigners Haider Ackermann ist die 53-Jährige das Gesicht der Modewoche. „Berlin ist voll mit Freunden und Erinnerungen“, sagt die schottische Ausnahmeschauspielerin in einem Interview des Veranstalters Mercedes-Benz. „Es ist wie eine Art Raumkapsel - für mich führen alle Wege nach Berlin.“

Auch bei der Bread & Butter, der weltweit größten Handelsmesse für alltagstaugliche Straßenmode, führt der Fußball mit Regie. Die Schau im ehemaligen Flughafen Berlin-Tempelhof steht unter dem Motto „Carnaval Do Brasil“, und der langjährige Chef Karl-Heinz Müller hat seinen traditionellen Eröffnungsabend auf Dienstag verlegt, um gleichzeitig das WM-Halbfinale Deutschland gegen Brasilien zu schauen. Die angekündigte Öffnung der Messe für das Publikum hatte Müller übrigens schon Anfang des Jahres wieder abgesagt - zu teuer, zu aufwendig, nicht zu organisieren, so die Begründung.

Neu am Start ist diesmal die Messe LondonEdge, die in den Kellergewölben des Nachtclubs Adagio rund drei Dutzend Labels mit Punk-, Gothic- und Retro-Style vorstellt. Den Kontrapunkt mit hochwertigen Marken- und Business-Kollektionen setzen vor allem die angestammten Messen Premium und Panorama Berlin. Beliebte Aushängeschilder für Öko-Mode sind etwa der Greenshowroom im Hotel Adlon oder der Lavera Showfloor im Umspannwerk am Alexanderplatz.

Mit dieser bunten Mischung besinnt sich Berlin zunehmend auf seine eigene Stärke. Statt weiter den glamourösen Großevents in New York und London, Mailand und Paris nachzueifern, sind Innovation, Offenheit und Kreativität gefragt. „Berlin ist DER Trendort für junge Modelabels, die mit ihren Kollektionen zusehends neue Auslandsmärkte erschließen“, heißt es im Haus von Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU). Allein seit 2009 ist die Zahl der Unternehmen in der Berliner Modebranche um knapp ein Drittel auf 3500 gestiegen, die Umsätze nahmen um Zweidrittel auf fast drei Milliarden Euro zu.

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