Der in Paris lebende Schriftsteller Milan Kundera hat vierzig Jahre nach seiner Ausbürgerung die tschechische Staatsbürgerschaft wiedererlangt. Der Botschafter des Landes in Frankreich, Petr Drulak, sagte der Zeitung Pravo, er habe Kundera die Urkunde am vorigen Donnerstag in dessen Pariser Wohnung überreicht. Dieser habe sich aufrichtig gefreut, sagte der Diplomat. Kunderas "Gefühl der tschechischen Identität" sei sehr stark.
Die damalige sozialistische Tschechoslowakei (CSSR) hatte dem Schriftsteller nach der Veröffentlichung des Romans "Das Buch vom Lachen und Vergessen" 1979 die Staatsbürgerschaft entzogen. Kundera lebte da bereits mehrere Jahre im Pariser Exil. Seit 1981 hat der in Brünn (Brno) geborene Autor die französische Staatsbürgerschaft.
"Ich denke, dass Milan und (seine Ehefrau) Vera ihr Leben bilanzieren - was sie erreicht haben, in welchem Umfeld sie leben, wo sie Freunde haben", sagte Drulak dem Blatt. Kundera, Autor von Bestsellern wie "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins", war im April 90 Jahre alt geworden. Die Idee, ihm die Staatsbürgerschaft zu verleihen, geht auf den tschechischen Ministerpräsidenten Andrej Babis zurück, der sich mit dem Schriftsteller vor einem Jahr in Paris getroffen hatte.