Mayen Beckmann:"Die Werke waren immer da"

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Wie Alexander Klee ist Mayen Beckmann die einzige Enkelin eines berühmten Malers, Max Beckmann.

Interview von Johanna Pfund

Mayen Beckmann ist die einzige Enkelin und Erbin des Malers Max Beckmann. Die Kunsthistorikerin, Galeristin und Restauratorin, Jahrgang 1948, kümmert sich um den Nachlass ihres Großvaters.

Haben Sie Ihren Großvater noch selbst kennengelernt?

Nein, ich bin zu jung dafür. Er lebte ja bis zu seinem Tod 1950 in den USA. Und zu Kindern hatte er ohnehin keinen großen Bezug. Für mich war er als Großvater nicht existent, für mich war er der in meinem Umfeld viel diskutierte Maler. Die Großmutter stand mir sehr nah, Max Beckmann dagegen war ein bisschen Denkmal.

Wann wurde Ihnen bewusst, wer Ihr Großvater wirklich war?

Ich hatte gar keine Notwendigkeit, mir das bewusst zu machen, denn die Werke waren immer da. Meine Großmutter Minna Tube hat das Andenken an Max Beckmann immer gepflegt.

Auch Mathilde (Quappi) Kaulbach, die zweite Frau von Max Beckmann, hat viel für die Erinnerung an Max Beckmann getan. Wie war das Verhältnis ?

Beide haben das Andenken hochgehalten. Das war ja das Tolle, dass Minna, Quappi und Peter Beckmann immer an einem Strick gezogen haben.

Was ist Ihre Hauptaufgabe als Erbin?

Alles abzuschließen, was zu erledigen ist. Das Werkverzeichnis der Zeichnungen, die Herausgabe der Tagebücher. Derzeit entsteht ein digitales Werkverzeichnis. Wenn das abgeschlossen ist, ist das Quellenmaterial zu Beckmann gesichert zugänglich.

Und Ihre Erben?

Ich habe zwei Söhne. Aber das Copyright erlischt ja 70 Jahre nach dem Tod des Künstlers. Es bleibt also bald nur noch die Frage, ob Ausstellungen mit dem familieneigenen Bestand unterstützt werden. Wir haben selbst noch viele Arbeiten, teils als Dauerleihgaben in Leipzig und Hamburg, teils bei uns. Dieses Erbe ist auch eine Belastung, und die würde ich ungern weitergeben. Man verbringt ja große Teile seiner Arbeitszeit mit der Vergangenheit. Ich habe Kunstgeschichte studiert, bin Restauratorin und Galeristin. Ich bin also vom Fach und das ist hilfreich.

Was ist Ihnen im Hinblick auf Max Beckmanns Erbe ein Anliegen?

Mir geht es um die Internationalisierung von Max Beckmann. In den USA, wo er die letzten Jahre vor seinem Tod lebte, und in Deutschland ist er bekannt. In Teilen Europas oder Asiens aber weniger. Das wächst jetzt ein bisschen. Ein Ziel wäre, seine Werke in Asien, vor allem in Japan und China bekannter zu machen. Russland wäre auch nicht schlecht.

Wie würden Sie Max Beckmann einordnen?

Er ist einer der wichtigsten Maler des 20. Jahrhunderts. Gerade auch in den USA hat er für andere Künstler eine wichtige Rolle gespielt. Ich denke, er war in den USA ein besserer Lehrer als an der Städel Schule in Frankfurt am Main, wo er bis 1933 gelehrt hat. Dort war er mit seiner eigenen Karriere beschäftigt, viel in Frankreich, war frisch verliebt. Er wurde abgemahnt, weil er zu viel in Paris war. Ich denke, er war nach 1947 ein wesentlich besserer Lehrer, weil er glücklich war, nach der Isolation in Amsterdam ins Gespräch mit jungen, neugierigen Menschen zu kommen.

Was ist denn ihr Lieblingsbild?

Eines fällt mir ein. Es ist ein Blick über das Murnauer Moos. Das hat Max Beckmann bei einem Aufenthalt in Ohlstadt gemalt. Es zeigt das Moor und die Berge im allerletzten Abendlicht. Das löst bei mir einen komischen Anflug von Heimweh aus. Ich schleppe Ohlstadt irgendwie immer mit mir.

© SZ vom 29.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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