Masha Gessen nicht mehr Vize des PEN America:Protest

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Masha Gessen 2019 bei der Verleihung des Leipziger Buchpreises für europäische Verständigung. (Foto: Hendrik Schmidt/dpa)

Die amerikanische Autorin Masha Gessen tritt wegen der Absage einer Diskussion mit russischen Dissidenten aus dem Vorstand des Schriftstellerverbands PEN America zurück.

Von AP und SZ

Die amerikanische Journalistin und Essayistin Masha Gessen ist aus dem Vorstand des Schriftstellerverbands PEN America zurückgetreten. Gessen begründete den Rücktritt mit der Absage einer Veranstaltung mit russischen Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmern. Vom 10. bis 13. Mai hatte der PEN America sein alljährliches World Voices Festival veranstaltet. An der abgesagten Gesprächsrunde, die Gessen moderiert hätte, hätten auch zwei russische Dissidenten teilnehmen sollen. Bei einer anderen Diskussion sollten die ukrainischen Autoren Artem Chapeye und Artem Chekh sprechen, die beide aktiv am Krieg teilnehmen.

Wegen des russischen Angriffskriegs hätten die beiden Ukrainer gegen die Teilnahme jeglicher russischer Diskutanten Einspruch eingelegt. Die PEN-Organisatoren wiederum hatten angenommen, diese Bedingung bezöge sich nur auf die eigene Veranstaltung. Tatsächlich hätten Chapeye und Chekh aber eine Teilnahme von Russen am gesamten Festival abgelehnt. Da keine Kompromiss zustande kam, sei die Runde mit russischer Beteiligung abgesagt worden. In der Stellungnahme des Verbands hieß es, dass man die Umstände und Risiken, die die ukrainischen Autoren als Soldaten hätten, ebenso in Betracht gezogen hätte wie ihre lange Anreise und das Missverständnis, zu dem der Verband selbst beigetragen habe.

Masha Gessen sagte in ihrem Statement: "Ich hatte den Eindruck, dass ich ihnen (den beiden russischen Dissidenten) sagen sollte, dass sie nicht am großen Tisch sitzen dürfen, weil sie Russen sind. Sie müssten an den Katzentisch. Das fühlte sich geschmacklos an." Gessens Vorwurf, der PEN America habe sich erpressen lassen, hat in den USA eine heftige Kontroverse über die Grenzen der freien Meinungsäußerung ausgelöst.

2019 erhielt Gessen, die in Russland geboren wurde, für das Buch "Die Zukunft ist Geschichte - Wie Russland die Freiheit gewann und verlor" den Leipziger Buchpreis für europäische Verständigung.

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