Literatur:Schriftsteller Martin Walser ist tot

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Walser auf einer Aufnahme aus dem Jahr 2005. (Foto: Regina Schmeken)

Der Schriftsteller ist laut Medienberichten im Alter von 96 Jahren gestorben. Er galt als einer der bedeutendsten Autoren der Nachkriegszeit.

Martin Walser, einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller der Nachkriegszeit, ist tot. Er starb am in der Nacht auf Freitag im Alter von 96 Jahren bestätigte. Der Verleger hatte im Frühjahr "Fisch und Vogel lassen grüßen", einen Band mit Gedichten Walsers, herausgegeben. Über den Tod des Autors hatten zuvor mehrere Medien berichtet, unter anderem die Frankfurter Allgemeine Zeitung und der Südkurier.

Walsers Werk aus Romanen, Gedichten, Essays und Aphorismen umspannt mehr als sechs Jahrzehnte, in denen er die deutsche Literatur auch durch Konflikte entscheidend prägte. Walser wurde am 24. März 1927 in Wasserburg am Bodensee geboren und wuchs in einer katholischen Gastwirtsfamilie auf. Kurz vor Kriegsende wurde er zur Wehrmacht eingezogen. Nach dem Krieg studierte er Germanistik, promovierte in Tübingen über Kafka und arbeitete als Redakteur beim Süddeutschen Rundfunk in Stuttgart, wo er auch das Fernsehen mit aufbaute.

Walser legte bis ins hohe Alter immer neue Werke vor, zuletzt kurz vor seinem 94. Geburtstag die Sammlung "Sprachlaub" mit Aphorismen und Gedichten. Rund 70 Erzählungen und Romane veröffentlichte er seit 1955, zudem Theaterstücke und Hörspiele, Tagebücher, feinsinnige Aphorismen, Essays und Reden. Seine Helden und Antihelden sind oft in Konkurrenzkämpfen und Machthierarchien geschädigte Figuren, die es mit ihrer Umwelt und sich nicht leicht haben. Den Durchbruch erzielte Walser 1957 mit seinem Erstlingsroman "Ehen in Philippsburg".

Bis in die zweite Hälfte der 70er Jahre präsentierte er sich primär als linker Kritiker der Gesellschaft, war Anfang der 60er Jahre Zuhörer beim ersten Auschwitz-Prozess, machte Wahlkampf für Willy Brandt, hatte enge Freunde in der DKP und reiste nach Moskau. Ende der 70er Jahre vollzog er eine Kehrtwende, warb für die deutsche Einheit und befasste sich verstärkt mit der bürgerlichen Gesellschaft und den inneren Konflikten ihrer Vertreter. So machte ihn die Novelle "Ein fliehendes Pferd" von 1978 zum Bestsellerautor. Als eines seiner bedeutendsten Werke gilt der 1998 erschienene, autobiografisch geprägte Roman "Ein springender Brunnen". Darin beschreibt der Schriftsteller vor dem Hintergrund seiner eigenen Familiengeschichte die Lebensumstände zur Zeit des Nationalsozialismus in einer dörflich-kleinstädtischen Gemeinschaft.

Walsers Auseinandersetzung mit dem Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki gilt Als herausragender Streit der modernen deutschen Literaturgeschichte. Schon 1976 verriss der Literaturkritiker Walsers Roman "Jenseits der Liebe" als belanglos und miserabel - eine scharfe und dauerhafte Kränkung von Walsers Selbstbewusstsein. In den 90er Jahren warf Reich-Ranicki Walser Nationalismus vor und kritisierte etwa, dass Auschwitz in dessen autobiografischem Roman "Ein springender Brunnen" gar nicht vorkomme. Bei der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 1998 warnte Walser daraufhin vor einer Instrumentalisierung des Holocaust und einer "Auschwitz-Keule". In seinem Roman "Tod eines Kritikers" (2002) spielte der Schriftsteller dann ganz offenkundig auf Reich-Ranicki an. Kritiker warfen ihm ein "Spiel mit antisemitischen Klischees" vor. Walser empfand die Diskussion als eine "Hinrichtung".

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