Martin Mulsow: "Überreichweiten":Das universale Missverständnis

Lesezeit: 4 Min.

Schwarze, die Diamanten waschen, dazwischen weiße Kolonialherren auf einer undatierten Zeichnung. Aber ob das wirklich so war? (Foto: IMAGO/Heritage Images)

Wie könnte man eine "globale Ideengeschichte" schreiben, ohne in alte Illusionen des Eurozentrismus zurückzufallen? Martin Mulsows Buch "Überreichweiten" hat eine Antwort.

Von Oliver Weber

Kann man heute noch "Weltgeschichte" schreiben? In der professionellen Geschichtswissenschaft sind die Voraussetzungen eines solchen Unterfangens längst als Illusionen entlarvt worden. Man wird dem heterogenen Stoff nicht gerecht, aus dem die kaum zu umgrenzenden Geschichten aller Gemeinschaften dieses Planeten gestrickt sind, wenn man ihnen eine einheitliche Form überstülpt, auf die die Erzählung zielgerichtet zuläuft. Im Begriff "Weltgeschichte" vermutet man ein hegelianisches Erbe, das Europa und die Entwicklung seines Freiheitsgedankens zum Maßstab der Quelleninterpretation erhebt - und unter der Wucht dieser vermeintlichen Selbstverständlichkeit die realen historischen Vorgänge verbirgt und begräbt.

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