"Love/Hate"-Skulptur:"Ich mache das nicht, um mir ein spektakuläres Objekt vors Haus zu holen"

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Das Kunstwerk von Mia Florentine Weiss verlässt den Platz vor dem Siegestor. (Foto: Robert Rkazel)

Die "Love/Hate"-Skulptur steht künftig vor dem Bayerischen Nationalmuseum. Die Platzierung der Ambigramme zeugt von tiefergreifenden Überlegungen.

"Ich mache das nicht, um mir ein spektakuläres Objekt vors Haus zu holen", sagt Frank Matthias Kammel, der Generaldirektor des Bayerischen Nationalmuseums. "Ich habe sofort kurzfristig zugesagt, die Love-Hate-Skulptur bei uns aufzustellen, weil sie starke Gefühle versinnbildlicht. Und die passen nicht zuletzt zum Museumsbesuch. Der kann ja als Pflichtübung verstanden werden oder komplett verzaubern. Er kann Staunen aber eben auch Frustration oder sogar Abwehr und Hass erregen."

Auch die Platzierung der Ambigramme zeugt von tiefergreifenden Überlegungen. Die Stahlschriftzüge werden in Absprache mit der Künstlerin nicht etwa mittig vor den zentralen Eingang des prächtigen Gabriel-von-Seidl-Baus gestellt. Sie stehen von Montagmorgen an seitlich vorm östlichen Flügelbau des Museums. Und der hat eine prekäre Geschichte. Er wurde nachträglich in den Dreißigerjahren für das Museum errichtet und unmittelbar nach Fertigstellung von der Gestapo requiriert. Sie benützte ihn als ihr Depot für enteignete Kulturgüter und als Planungsbüro für die architektonische Umgestaltung Münchens zur "Hauptstadt der Bewegung". Auch kunsthistorisch wird an dieser Stelle ein interessanter Bezug entstehen, denn vor der Arkade des Flügelbaus steht noch eine andere Skulptur: das von Adolf von Hildebrand gestaltete Reiterdenkmal des bis heute beliebten Prinzregenten Luitpold.

Verliebt in ein Kunstwerk: Dorothee Bär auf ihrem Instagram-Post. (Foto: oh)

Später will Kammel von Weiss' "Love/Hate" aus "gerne eine Brücke hinein ins Museum schlagen und umgekehrt". Um das konkreter zu planen, sei keine Zeit gewesen. Auch müsse noch geklärt werden, wie lang "Love/Hate" vor dem Museum stehen wird. Wenn die Skulptur am Montag um 10.30 Uhr in Kammels Hof begrüßt wird, reist aus Berlin eigens Dorothee Bär an. Die Ministerin verbindet einen entscheidenden Moment ihrer Biografie mit "Love/Hate". "Ich habe von der Skulptur aus meinen ersten Instagram-Gruß als Staatsministerin für Digitalisierung gesendet", sagt sie. Sie hatte sie zufällig am Siegestor entdeckt. "Es kam mir vor wie mein ganz persönliches Siegestor." Die Künstlerin Mia Florentine Weiss kannte sie damals noch gar nicht. Mit dem neuen Standort verbindet Bär ebenfalls Erinnerungen: "Ich bin als Kind mit meinen Eltern wahnsinnig viel in Museen gewesen, auch im Nationalmuseum. Es verdeutlicht, wie untrennbar wir mit der europäischen Kunst und Geschichte verwoben sind", glaubt sie.

© SZ vom 06.04.2019 / her - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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