Literatur in Nicaragua:Unter jedem Stein ein Poet

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Nicaragua ist gespalten und voller ideologischer Gräben - aber der Dichter Rubén Darío ist ein unbestrittener Nationalheld. Kaum ist das Gedenkjahr 2016 beendet, beginnt schon das nächste.

Von Boris Herrmann

Es ist 4.45 Uhr in Nicaraguas Hauptstadt Managua. An einer Straßenecke im Stadtteil Montoya steht ein Mann, vielleicht 45 Jahre alt. Er trägt einen Strohhut und eine Malerhose, offenbar wartet er auf den Bus zur Arbeit. Er sagt: "Guten Morgen, du machst es richtig! Wenn man früh aufsteht, ist der Himmel am schönsten. Vor zehn Minuten habe ich hier eine Wolke gesehen, die wie eine sehr hässliche Frau aussah. Ich hätte am liebsten angefangen zu heulen, mein Lieber. Die Frau schaute nach Osten zur Atlantikküste. Also in Wahrheit waren es sogar zwei Frauen, eine große und eine kleine, beide hässlich. Ein sehr schlechtes Zeichen ist das, mein Lieber. Ich habe gleich angefangen, zu beten. Dafür, dass Gott die Atlantikküste schützt. Das ist nämlich alles, was wir Christen hier unten tun können. Beten, dass es besser wird. Einen schönen Tag noch. Gut, dass du so früh aufgestanden bist."

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