Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Wachgeküsst mit einem Lied

Keira Knightley als Sängerin und Muse, Basisdemokratie im Kölner Problembezirk Kalk, Pubertätshorror und ein zu kleiner "Schniepel", der größer werden soll. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht.

Von den SZ-Kinokritikern

Can A Song Save Your Life?

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(Foto: dpa)

Mark Ruffalo als Musikproduzent, Keira Knightley als die Muse, auf die er gewartet hat. Sie küsst ihn wach mit einem Lied, mit einer richtigen Melodie - gerade als ihn sein Label hinausgeworfen hat, weil seine Songideen angeblich nicht mehr zeitgemäß sind. Gemeinsam stemmen sie sich dann gegen die Vorgaben - mit Erfolg. John Carneys Film sieht aus wie eine Romanze, erzählt aber eigentlich eine sehr schöne Geschichte über Solidarität. Im Bild: Keira Knightly als Gretta.

Diplomatie

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(Foto: dpa)

Paris im August 1944, kurz vor dem Einmarsch der Alliierten. In den Straßen ballern schon die Résistance-Kämpfer, deutsche Soldaten legen Sprengladungen an Brücken und Baudenkmäler: Hitler will die Stadt zum Trümmerfeld machen. Kann der schwedische Generalkonsul diese Schandtat verhindern, indem er dem deutschen Stadtkommandanten ins Gewissen redet? Volker Schlöndorff inszeniert ein fiktives nächtliches Rededuell, das auf Cyril Gélys gleichnamigem Theaterstück basiert - aber am Ende erscheinen beide Männer doch eher als Kleingeister. Nur Paris gewinnt. Neu im Kino: "Diplomatie" vorgestellt im Video. Im Bild: Andre Dussollier (rechts) als schwedischer Generalkonsul Raoul Nordling und Niels Arestrup als General Dietrich von Choltitz.

Doktorspiele

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(Foto: dpa)

Je kürzer die Hecke, desto größer das Haus? Weil er glaubt, einen zu kleinen "Schniepel" zu haben, setzt der 16-jährige Andy alles daran, sein Gemächt auf gesellschaftskonforme Größe zu bringen. Während Jaromir Konecny dem Pubertätshorror in seiner Romanvorlage den Schrecken nehmen wollte, macht Marco Petry aus der Geschichte ein liebloses Kasperltheater mit unzumutbarem Deutschpop-Soundtrack. Neu im Kino: "Doktorspiele" vorgestellt im Video. Im Bild: Lisa Vicari als Lilli und Merlin Rose als Andi.

Der große Demokrator

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(Foto: BraveHearts International)

Basisdemokratie als Selbstversuch. Wie derzeit viele Dokumentaristen, bringt auch Rami Hamze in seinem Kinodebüt seine eigenen Sorgen und Fragen vor die Kamera. 10.000 Euro Spendengelder hat er mobilisiert, die sollen nun unter dem Motto "Kalk für alle" sinn- und demokratiestiftend von den Bürgern des Kölner Problembezirks Kalk ausgegeben werden. Im angemieteten Projektraum wird präsentiert, diskutiert und abgestimmt, das ist rührend naiv und leidlich komisch, aber keineswegs so bissig treffend wie Chaplins Titel-Vorlage. Im Bild: Rami Hamze.

Guardians of the Galaxy

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(Foto: dpa)

Marvel geht in den Weltraum, lässt sich vom jungen Wilden James Gunn eine Space Opera der besonderen Art inszenieren. Die Helden sind ein paar anarchische Söldner, manche zynisch und eloquent, manche eher mundfaul, einer von ihnen, verkörpert von Vin Diesel, verharrt in stoischer Baumhaftigkeit: "I am Groot." Die Mission ist heikel, es geht um obskure Geheimwaffen, die in Krisengebiete verhökert werden sollen. Eine ausführliche Filmrezension lesen Sie hier. Neu im Kino: "Guardians of the Galaxy" vorgestellt im Video. Im Bild: Benicio Del Toro als Taneleer Tivan alias The Collector und Zoe Saldana als Gamora.

Wolfskinder

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(Foto: dpa)

Sommer 1946, die Rote Armee überrollt Ostpreußen, eine Gruppe verwaister deutscher Kinder will nach Litauen flüchten. Rick Ostermanns Versuch, die Flucht als Odyssee des Schreckens aus der Kinderperspektive zu erzählen, bleibt halbherzig, verrennt sich in den Kontrast von Naturlyrik und kostümiertem Elend, und verdünnt das spannende Thema zur abstrakten Klage über das Leid unschuldiger Kinder in Kriegszeiten.

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