Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Von Tango bis Porno

Das Weiße Haus wird mal wieder zerlegt und Umweltaktivisten drehen Pornos für die Rettung des Regenwaldes. Welche Filme den Kinobesuch lohnen - und welche nicht.

Von den SZ-Kino-Kritikern

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"Berberian Sound Studios"

Film "Berberian Sound Studio" im Kino

Quelle: Rapid Eye Movies

Die Filmstarts vom 13. Juni auf einen Blick - bewertet von den SZ-Kritikern. Rezensionen ausgewählter Filme.

"Berberian Sound Studio"

Italienische Vorzimmerdamen sind der Horror. Der schüchtern-distinguierte Mr. Gilderoy, ein renommierter britischer Tondesigner (Toby Jones), muss sich an ihnen vorbeiquälen, um in Peter Stricklands Film an seinen Arbeitsplatz zu kommen, er hat - unsinnigerweise - einen Job angenommen in einem italienischen Studio, bei einem landestypischen Giallo, und wird dabei seinen ganz privaten Terror erleben.

Fritz Göttler

Im Bild: Toby Jones als Mr. Gilderoy

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"Fuck for Forest"

Film "Fuck for Forest" im Kino

Quelle: Neue Visionen

Einer von zehn Menschen willigt immer ein bei Nacktaufnahmen mitzumachen - so die Erfahrung von "Fuck for Forest". Die Truppe dreht Amateur-Pornos, um mit den Einnahmen die Umwelt zu schützen. Michał Marczak porträtiert in seiner Doku das Vögeln um den Forst genauso interessiert wie die Reise an den Amazonas, wo den Indios erklärt werden muss, mit welchen Methoden ihr Regenwald gerettet werden soll.

David Steinitz

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"Die Jungfrau, die Kopten und ich"

Film "Die Jungfrau, die Kopten und ich" im Kino

Quelle: Arsenal Filmverleih

Der Pariser Filmemacher Namir Abdel Messeeh reist zur koptischen Familie seiner Mutter nach Ägypten, um einer rätselhaften Marienerscheinung auf den Grund zu gehen. Ein hinreißend komischer und hochgradig selbstironischer Doku-Film, der vom grandiosen Scheitern handelt, arme und unzufriedene Ägypter zur Zeit des Arabischen Frühlings porträtiert und dabei den Konflikt zwischen Kopten und Muslimen streift.

Thorsten Glotzmann

Im Bild: Der Filmemacher Namir Abdel Messeeh (mitte) beim Tischgebet.

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"Oben ist es still"

Film "Oben ist es still" im Kino

Quelle: Salzgeber Company Medien und Co

Helmer (der mittlerweile verstorbene Jerome Willems) ist ein verkappter Homosexueller und wartet auf den Tod des gehassten Vaters, der unterm Dach dahinvegetiert. Dass es in Nanouk Leopolds Film sehr stumm zugeht und alles nur angedeutet bleibt, unterstreicht auf sehr manierierte Art die große Tristesse, die Einsamkeit der Körper. Interessant werden diese nur durch die Lichtmaserung, in der sie porträtiert werden.

Philipp Stadelmaier

Im Bild: Martijn Lakemeier als Henk

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"Olympus Has Fallen"

Film "Olympus Has Fallen" im Kino

Quelle: Universum Film

Der erste von zwei Filmen dieses Jahr, in denen das Weiße Haus zerlegt wird - bald folgt noch Roland Emmerich. Was in Hollywood nach 9/11 kurzfristig mit Bildverbot belegt war, wird von Antoine Fuqua wieder sehr lüstern zelebriert: Die masochistische Sprengung demokratischer Ursymbole, um sie durch einen muskulösen Helden der Antibürokratie (Gerard Butler) pyrotechnisch famos wieder auferstehen zu lassen.

David Steinitz

Die SZ-Videorezension "Zoom - Die Kinopremieren" sehen Sie hier.

Im Bild: Dylan Mc Dermott als Forbes

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"Orania"

Film "Orania" im Kino

Quelle: Kinostar

Eine Gated Community: Die Weißen wollen unter sich bleiben, nicht Teil der Rainbow Nation Südafrika sein, sondern ihre Buren-Kultur pflegen. Ist das Rassismus? Oder ein mutiges soziales Experiment, das am Ende dem friedlichen Zusammenleben dient? Tobias Lindner wertet nicht in seinem Dokumentarfilm, er beobachtet den Alltag der Orania-Pioniere: ihre oft einsame Arbeit unter einem weiten Himmel, ihre strengen Sauberkeitsregeln.

Martina Knoben

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"The Place Beyond The Pines"

Kinostarts - 'The Place Beyond The Pines'

Quelle: StudioCanal

Ryan Gosling als Super-Fahrer, der seine Fähigkeiten einsetzt, um  Fluchtfahrzeuge zu steuern? Das gab es schon mal, aber diesmal setzt er sich nach seinen Banküberfällen aufs Motorrad und entwischt. Und überhaupt: Wenn Derek Cianfrance mit seiner Erzählung richtig loslegt, ist sie alles gleichzeitig - Genrefilm, Sozialdrama, großes Epos.

Susan Vahabzadeh

Eine ausführliche SZ-Filmrezension lesen Sie hier.

Im Bild: Ryan Gosling als Luke

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"The Purge - Die Säuberung"

Film "The Purge - Die Säuberung" im Kino

Quelle: Universal Pictures

Amerika hat es besser im Jahr 2022. Weil man dort nun jährlich ein Brutalo-Halloween macht, eine Nacht, in der jeder zerstören, prügeln, killen darf - straflos. Ein Fest fürs Bürgertum, zu dem auch Ethan Hawke ("Before Midnight") mit Frau (Lena Headey) und Familie gehört. Sie haben sich gut verbarrikadiert, aber gegen Gewissensbisse sind sie schutzlos. Ein dichter kleiner Thriller von James DeMonaco.

Fritz Göttler

Im Bild: Lena Headey als Mary und Ethan Hawke als James Sandin

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"Seelen"

Film "Seelen" im Kino

Quelle: Concorde Filmverleih

Andrew Niccol hat Stephenie Meyers Roman "The Host" verfilmt und ihm dabei seinen eigenen Stempel aufgedrückt: ein Mädchen, zwei Seelen schlagen in ihrer Brust, und eine kommt aus dem All. Die Teenie-Rebellion in der Wüste, die dann folgt, erinnert an die "Twilight"-Saga - aber insgesamt ist doch schöne Science Fiction für erwachsene Romantiker daraus geworden.

Susan Vahabzadeh

Die SZ-Videorezension "Zoom - die Kinopremieren" sehen Sie hier.

Im Bild: Diane Kruger als Die Sucherin

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"Tango Libre"

Film "Tango Libre" im Kino

Quelle: movienet

Bei der aktuellen Renaissance der Passionen darf der Tango nicht fehlen. Die Geschichte vom verschüchterten Gefängniswärter (François Damiens), der in die Turbulenzen einer vom Tango inspirierten Leidenschaftlichkeit gerät, erzählt der Belgier Frédéric Fonteyne, indem er Tragik, Komik und Märchenfantasie originell mixt. Herrlicher Höhepunkt: eine Tango-Epidemie im Gefängnis, die sich beinahe zur Häftlingsrevolte ausweitet.

Rainer Gansera

Im Bild: Sergi Lopez als Fernand und Jan Hammenecker als Dominic

© SZ vom 13.06.2013/jpse/rus
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