Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Triumph durch Schmerz, oh weh

Naomi Watts zeigt oscarreifes Fleisch im Passions- und Eroberungsfilm "The Impossible", Arnold Schwarzenegger versucht vergeblich, an den Erfolg früherer Zeiten anzuknüpfen und David Sieveking bringt ein diskutablen Dokumentarfilm über Alzheimer ins Kino. Welche Filme den Kinobesuch lohnen - und welche nicht.

Von den SZ-Kritikern.

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"Corridor"

Corridor

Quelle: East-West Distribution

Die Filmstarts vom 31. Januar auf einen Blick - bewertet von den SZ-Kritikern. Rezensionen ausgewählter Filme.

"Corridor"

Schräger Hausflur-Thriller aus Schweden: Mit dem Stethoskop horcht Medizinstudent Frank auf der Leiter an der Decke - er hat sich in das Mädchen über ihm verknallt, nur scheint deren motoradfahrender Freund seine Aggressionen nicht ganz im Griff zu haben. Frank befürchtet, dass seine nette Nachbarin zerstückelt wird. Das Kinodebüt von Johan Lundborg und Johan Storm ist eine echte Abwechslung zur Stieg Larsson-Welt.

David Steinitz

2 / 10

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"Fünf Freunde 2"

Kinostarts - 'Fünf Freunde 2'

Quelle: dpa

Bizarr, was Mike Marzuk in seinen zweiten Film nach Motiven der Enid Blyton-Jugendbücher alles reingepackt hat: Burg, Millionärsvilla, Fantasy-Action, Roboterhund, running gag mit Stinkesocken, Zirkusclowns, I-Pods, Poptralala-Score und sonstige product placements. Dazu drei Bösewichter, die chargieren, dass die Schwarte kracht. Da bleibt für die fünf Freunde, die durchaus Charme haben, nicht mehr viel Platz.

Rainer Gansera

3 / 10

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"The Impossible"

Themendienst Kino: The Impossible

Quelle: dapd

Amerikanische Familie macht 2004 Urlaub im paradiesischen thailändischen Beach Ressort, bevor der Tsunami sie auseinanderreißt. Die Natur schlägt zu - die Familie schlägt zurück. Juan Antonio Bayona akkumuliert die Bilder der Zerstörung und des faulig geschundenen, oscarreifen Fleisches der Naomi Watts. Passions- und Eroberungsfilm à la Mel Gibson: Der Triumph durch Schmerz instauriert das Recht des Stärkeren. Oh Weh.

Philipp Stadelmaier

Im Bild: Naomi Watts als Maria und Tom Holland als Lucas in "The Impossible" 

4 / 10

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"The Last Stand"

Actionfilm 'The Last Stand' jetzt im Kino

Quelle: epd

Die Frage ist ja tatsächlich spannend: Kann Arnold Schwarzenegger im Kino einfach dort weitermachen, wo er vor Gouverneurszeit und Ehecrash aufgehört hat? Die Antwort lautet: nicht wirklich. Der Nimbus des Lucky Bastards, der am Ende alles stemmen kann, ist weg. Also macht er, als abgehalfterter Sheriff eines verschlafenen Wüstenkaffs, jetzt Witze über das Alter - und mobilisiert die letzten Kräfte, als ein flüchtiger Drogenlord gestoppt werden muss. Wie viel Schmerz hältst du aus? Diese Frage schließt den Kreis, führt zurück zu den jugendlichen Qualen an der Hantelbank.

Tobias Kniebe

Im Bild: Arnold Schwarzenegger als Sheriff Ray Owens in "The Last Stand"

5 / 10

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"Die Männer der Emden"

Themendienst Kino: Die Maenner der Emden

Quelle: dapd

Erster Weltkrieg mal anders: Ein kaiserliches Schiff wird im indischen Ozean zerstört, die 50 überlebenden Marinesoldaten machen sich auf den Weg heim ins Reich. 13.000 km werden mit gekaperten Segelschiffen, getarnten Handelsdampfern, geliehenen Kamelen zurückgelegt. Dabei demonstriert Regisseur Berengar Pfahl diverse militärische Sinnlosigkeiten: zum einen die Pflichterfüllung trotz tropischer Verlockungen, zum anderen das Festhalten an der Hierarchie in jeder Lebensgefahr. Zum Glück verirrt er sich dabei in einen Abenteuerfilm, etwa: Moby Dick trifft Lawrence von Arabien.

Doris Kuhn

Im Bild: Sebastian Blomberg als Hellmuth von Muecke in "Die Männer der Emden"

6 / 10

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"Play"

Play

Quelle: Fugu Films

Eine Gruppe von Einwanderern wartet im Einkaufszentrum auf ein paar gut erzogene Kids aus der Vorstadt. Die haben die Taschen voller Geld von ihren Eltern und Tanten, um sich mal "was Schönes" zu kaufen. Und los geht ein fantastisch elaboriertes "Spiel", an dessen Ende Abdi und seine Freunde ein paar Scheine, Smartphones und Designerjeans mehr besitzen. In Schweden wurde "Play" zum Skandalfilm: Weil er die Welt zeigt, wie sie ist, inklusive Rassismus und Klassenunterschieden. Ein Meisterwerk.

Jan Füchtjohann

Die ausführliche Filmkritik lesen Sie hier.

7 / 10

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"Vergiss Mein Nicht"

Vergiss Mein Nicht

Quelle: Farbfilm Verleih

Ein Film des Dokumentarfilmers David Sieveking über seine alzheimerkranke Mutter Gretl. Er zeigt auf eine sehr persönliche und liebevolle Weise, wie durch ihre Demenz neue und andere Bindungen mit ihm, aber auch mit ihrem Mann Malte entstehen. So gesehen ein Liebesfilm, der Hoffnung macht - aber dennoch die Frage aufwirft, wie viel man von einem Menschen, der nicht mehr einwilligen kann, in die Öffentlichkeit bringen darf.

Rainer Erlinger

8 / 10

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"Willkommen in der Bretagne"

Willkommen in der Bretagne

Quelle: Alamode Film

Frauenpower in der Provinz, à la française. Ein Krankenhaus in der Bretagne bekommt eine neue Verwaltungschefin, die eigentlich die Geburtsstation wegrationalisieren soll. Stattdessen wird sie Mitglied des lokalen Bowlingteams, und das ist die Keimzelle des Protests. "Bowling", wie Marie-Castille Mention-Schaars Film im Original heißt, basiert auf realen Ereignissen - und er ist einerseits leichte Komödie, und andererseits auch ein Lehrstück über die französische Art, sich nie nichts gefallen zu lassen.

Susan Vahabzadeh

9 / 10

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"Where the Condors fly"

Where the Condors fly

Quelle: Taskovski Films

Dies ist eine Making-of-Geschichte, das Tagebuch einer schwierigen Freundschaft - und das Porträt eines großen, noch zu wenig bekannten Radikalen des Kinos. Im Mittelpunkt steht der russische Dokumentarfilmer Viktor Kossakowsky, wie er seinen Film "¡Vivan las Antipodas!" dreht. Carlos Klein folgt ihm dabei und gewinnt erstaunliche Einsichten über das Filmemachen.

Tobias Kniebe

10 / 10

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"Zero Dark Thirty"

Kinostarts - 'Zero Dark Thirty'

Quelle: dpa

Kathryn Bigelows Film über die Jagd auf Osama bin Laden, der Darstellung von Folter wegen zu Recht kritisiert, ist einerseits Dokudrama, andererseits doch Fiktionalisierung. Über die Längen, die dadurch entstehen, tröstet Jessica Chastain als CIA-Agentin nicht hinweg.

Susan Vahabzadeh

Im Bild: Jessica Chastain als CIA-Analystin Maya in "Zero Dark Thirty"

© SZ vom 31.01.2013/ihe/bavo
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