Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Käse-Nachos nach dem Sex

In der romantischen Komödie "The F-Word" verliebt sich Daniel Radcliffe zum falschen Zeitpunkt in die richtige Frau. "Halbe Brüder" mit Rapper Sido ist ein vor lauter Kalauern arg rumpelnder Road Trip. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht.

Von den SZ-Kinokritikern

Art Girls

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(Foto: Eyz Media)

Ein bisschen zu schräg und versponnen ist diese Experimental-Sci-Fi-Wundertüte von Robert Bramkamp. Und zugleich wunderbar beglückend in ihrer Abseitigkeit: So gummiartig biegen sich die Grenzlinien zwischen Berliner Kunstwelt und halluzinoger Zukunfts-Fantasie. Vielleicht ist der Film zu abgedreht, vielleicht ist Berlin (und Deutschland) aber auch schlicht zu klein, zu nah für so viel erzählerischen Wahnwitz.

Cake

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(Foto: 2015 Warner Bros. Ent.)

Wie ist das, wenn man das Leben nicht mehr aushält? Daniel Barnz versucht, das in Bilder und Worte zu fassen, er, erzählt von einer Frau, die von Schmerzen und Narben geplagt ist nach einem Unfall - innerlich und äußerlich. Sie gibt sich als sarkastisches Biest, fliegt sogar aus der Selbsthilfegruppe. Der Schmerz hat ihre Persönlichkeit verändert - und in den besten Augenblicken schimmert plötzlich die Frau durch, die sie mal war. Manchmal ist "Cake" ein bisschen zu süßlich, aber großartig gespielt: Jennifer Aniston ist in der härtesten Rolle, die sie je gespielt hat, richtig gut.

Die Coopers

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(Foto: Disney Enterprises, Inc.)

Von den Eltern unverstanden, von Mitschülern gemobbt, vor der Angebeteten blamiert: Typischer Teenageralltag, der ein paar Drehzahlen zulegt, als Alexander seiner Familie per abendlichem Stoßgebet einen Empathie-Crashkurs auferlegt. In einem Mix aus herzerwärmendem Disney-Familienfilm und überdrehter Komödie schickt Regisseur Miguel Arteta die sechsköpfige Familie auf einen Parcours der Missgeschicke und Peinlichkeiten. Das ist bisweilen recht albern, aber auch ausgesprochen liebenswert, was vor allem dem natürlichen Charisma von Steve Carell, dem australischen Teenager Ed Oxenbould und einem hinreißenden Filmbaby zu verdanken ist.

Elser

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(Foto: dpa)

1939 legte Georg Elser im Münchner Bürgerbräukeller eine selbstgebaute Bombe; Hitler überlebte das Attentat nur knapp. Was war das für ein Mensch, der die Gefahr durch den "Führer" schon so früh erkannte und alles riskierte, Hitler zu stoppen? Oliver Hirschbiegel porträtiert den vergleichsweise unbekannten Widerständler: pädagogisch wertvoll, filmisch eher fad.

The F-Word

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(Foto: Senator)

Hinter dem entsetzlichen deutschen Verleihtitel dieses Films, der im Original schlicht "What If" heißt, verbirgt sich eine hübsche kleine Screwball-Comedy: Daniel Radcliffe verliebt sich als melancholischer Großstadtindianer zur falschen Zeit in die richtige Frau. Was Michael Dowse mit viel Hingabe als Plädoyer für die romantische Liebe und für Käse-Nachos nach dem Sex inszeniert.

Gigris Glück

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(Foto: Temperclay)

Sie lieben ihn, alle sind im Bann von Grisgris. Er humpelt, hat ein lahmes Bein, aber nachts, auf der Tanzfläche der Clubs, legt er Performances hin so dynamisch elegant wie einst John Travolta. Er tut das, um zu überleben, in N'Djamena, der Hauptstadt des Tschad, um für sein und der Seinen "Staying Alive" zu sorgen, und für seine Liebe. Mahamat-Saleh Haroun, der uns mit "Daratt" und "Der Mann, der weinte" faszinierte, filmt Souleymane Deme als Grisgris wie ein Dokfilmer, folgt ihm beim Photoshooting, beim Benzinschmuggel, in eine Frauenkommune. Kraft aus Fragilität.

Halbe Brüder

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(Foto: Universal)

Rapper Sido, Til Schweigers Tatort-Sidekick Fahri Yardim und Komiker Tedros Teclebran als ungleiche Halbbrüder auf Roadtrip durch die Republik. In Christian Alvarts erster Komödie rumpelt und poltert es deftig, so viele Kalauer wurden in zwei Stunden Kino-Komplettbespaßung gedrängt. Blöd nur, dass der Film von allem zu viel sein will - albern und absurd und protzig und rührselig und selbstironisch. Eine kleine, feine Kumpel-Sause hätte genügt.

In meinem Kopf ein Universum

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(Foto: MFA)

Bei Licht betrachtet ist das wirklich einer der bizarrsten Männer-Kino-Träume: Dass man seinen Körper nicht mehr kontrollieren kann, bis auf die Augenlider vielleicht - und sich trotzdem die schönsten Frauen rührend um einen kümmern. Siehe "Schmetterling und Taucherglocke", siehe der Oscar für Eddie Redmayne als Stephen Hawking. Hier wird dasselbe Feelgood-Szenario in Polen durchgespielt, auch diesmal nach einer wahren Geschichte. Etwas in Maciej Pieprzyas Film aber fühlt sich falsch an - und Przemek Chrzanowski, das reale Vorbild der Hauptfigur, gibt inzwischen verbitterte Interviews, dass die Filmemacher ihn nur ausgenutzt hätten.

Der Kaufhaus Cop 2

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(Foto: dpa)

Große Sicherheitskonferenz in Las Vegas, die Topleute der Branche sind da, Kaufhauscops aus ganz America. An der Spitze Paul Blart, verkörpert wie schon im ersten Film von Kevin James, der bei aller Leibesfülle der unscheinbarste von Amerikas Komikern geblieben ist. Angenehm unscheinbar, unwiderstehlich unscheinbar. Unscheinbarkeit aus Prinzip, unter der Regie von Andy Fickman. Paul ist naiv und dreist und ungeschickt, ein Helikoptervater und Superheld und Erreger weiblichen Schmachtens. Joseph Conrad liefert ihm - und dem ganzen Comedy- und Actionkino dazu - das Motto: We live as we dream - alone.

Der kleine Tod

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(Foto: Weltkino Filmverleih)

Sex als Experiment: Verschiedene Paare versuchen, ihren unkonventionellen erotischen Fantasien nachzugeben, und sofort geraten ihre Beziehungen in Schwierigkeiten. Regisseur Josh Lawson zeigt den langen Weg bis zum gelungenen Orgasmus mal in überdrehten, mal in charmanten Episoden und kommt zu dem interessanten Schluss, dass die Liebe eben doch im Bett gefunden wird - oder verloren.

Die neue Wildnis

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(Foto: Photographer: Paul Klaver; Busch Media)

Sie liegt knapp 30 Kilometer nordöstlich von Amsterdam: Oostvaardersplassen war einst Meer und ist heute ein trockengelegtes Naturschutzgebiet. 600 Drehtage lang begleitet der Dokumentarfilmer Mark Verkerk Wildpferdeherden, Vogelschwärme und Hirschrudel. Von der Brunft und der sommerlichen Tollerei bis zum winterlichen Kampf ums Überleben. Der sanfte Kommentar von Hannes Jaenicke fasst dabei in Worte, was die lebensechten Naturbilder zeigen: Ein schwaches, schmächtiges Fohlen erliegt dem bitterkalten Winter - und der Zuschauer schaut zu.

Szenario

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(Foto: Arsenal)

Der Ton: Eine Männer- und eine Frauenstimme verlesen den detaillierten Bericht einer Affäre zwischen Chef und Sekretärin in den Siebzigern. Das Bild: Die Orte des Geschehens, heute. Zwischen Ton und Bild, damals und heute, Mann und Frau, Fiktion und Dokumentation: gespenstische Spannung. Großartiger Film zweier Regisseure, Philip Widman und Karsten Krause - ausschließlich aus Zwischenräumen bestehend.

Warte bis es dunkel wird

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(Foto: Tiberius)

Ein Um-die-Ecke-Remake des Siebzigerjahre-Horrorfilms "The Town that dreaded sundown" über einen maskierten Serienmörder: In der neuen Version von Regisseur Alfonso Gomez-Rejon läuft eben dieser Film im Kino - und die darin gezeigten Taten wiederholen sich. Produzent Ryan Murphy hat schon die erfolgreiche Fernsehserie American Horror Story erfunden. "Warte, bis es dunkel wird" kommt trashiger daher - aber den jungen Schauspieler Travis Trope, der als High-School-Schüler Nick helfen will, die Morde aufzuklären, sollte man sich merken.

Winnetous Sohn

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(Foto: dpa)

Pummeliges Bleichgesicht, doch im Herzen Indianer. Als Idee mag die Casting-Story vom zehnjährigen Max (Lorenzo Germeno), der sich bei Karl-May-Freilichtspielen als Häuptlingssohn bewirbt, hübsch klingen. Regisseur André Erkau fummelt daraus einen Kinderfilm im Comedy-Trash-Format und folgt jener fatalen Maxime, der möglichst plumpe Gags und eine Figurengalerie von Superirre bis Superdoof für kindgemäß gelten.

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