Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Flamenco im Baskenland

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Sind nicht nur durch ihre Herkunft verschieden: Amaia (Clara Lago) und Rafa (Dani Rovira) in "Acht Namen für die Liebe". (Foto: © Universal Pictures International Spain)

Lauter Spanier in Ausnahmesituationen: Victoria wird im gleichnamigen Thriller zur treibenden Kraft bei einem Banküberfall. Und Rafa macht sich in der Komödie "Acht Namen für die Liebe" für seine Auserwählte sogar auf ins störrische Baskenland. Welche neuen Filme sich lohnen - und welche nicht.

Von den SZ-Kinokritikern

Acht Namen für die Liebe

Verliebter Andalusier aus Sevilla (Dani Rovira) folgt einer widerspenstigen Baskin (bezaubernd: Clara Lago) in deren Heimatort, spielt für drei Tage die Rolle ihres Verlobten und avanciert, natürlich unfreiwillig, zum Vorkämpfer baskischer Autonomie. Ganz schön frech, wie Emilio Martinez-Lázaro einen politisch immer noch virulenten innerspanischen Konflikt zum Culture-Clash-Gag-Generator einer romantischen Komödie macht. Erwies sich in Spanien als Superhit, der mit elf Millionen Zuschauern sogar "Avatar" überrundet hat. Rainer Gansera

Beyond Punishment

Restorative justice heißt ein Projekt im amerikanischen Strafvollzug, der Versuch, Täter und Opfer von Gewaltverbrechen zusammenzubringen. Konträre Traumata, Leid und Leere, Unversöhnlichkeit, Parallelen, die sich in der Unendlichkeit dieses behutsam insistierenden Films treffen mögen ... Hubertus Siegert spürt drei Fällen nach, in New York, Norwegen, in Berlin - hier ist es Patrick, dessen Vater Gerold von Braunmühl 1986 von der RAF ermordet wurde. Fritz Göttler

Das dunkle Gen

Depression gilt als Volkskrankheit. Auch Frank Schauder ist daran erkrankt - er ist selbst Arzt und will die genetischen Ursachen seiner Depression erkunden. Für die Doku von Miriam Jakobs und Gerhard Schick kehrt er sein Innerstes nach außen - seine Offenheit beeindruckt, die Selbstbespiegelung des Protagonisten ist auf Dauer aber auch ermüdend. Die Erforschung ´des dunklen Gens´ bleibt am Ende vage; die Versuche Genetik in Kunst, zum Beispiel in den Tricksequenzen des Films, sichtbar zu machen, wirken bemüht. Martina Knoben

Jurassic World

Gierige Dinopark-Betreiber lassen im Labor einen neuen Supersaurier züchten, der Amok läuft - was unter anderem daran liegen könnte, dass man ihm Tintenfischgene beigemischt hat. Blockbuster-Debütant Colin Trevorrow, einst große Hoffnung des US-Indie-Kinos, setzt in den Sand, was man in den Sand setzen kann. Und findet heraus: Es gibt keinen guten Dino-Film im schlechten. David Steinitz

Love & Mercy

Statt einem einzigen Beach Boy begegnen wir in William Pohlads Biopic über Brian Wilson zwei völlig verschiedenen Männern: Paul Deno als jungen, manischen Sound-Bastler im Strudel psychedelischer Drogen und John Cusack als gebrochenes, depressives Midlife-Wrack. Aus der Überblendung von Genie und Wahnsinn, von Hoch und Tief entsteht ein sonnendurchflutetes,psychologisch-abenteuerliches Split-Portrait des California Sound-Schöpfers. Annett Scheffel

Miss Bodyguard

Alles fängt mit einer Verkettung von Pannen an, beim geplanten Prozess gegen ein großes Drogenkartell. Eine übereifrige Polizistin (Reese Witherspoon) soll die zickige Witwe eines kolumbianischen Gangsterbarons (Sofía Vergara) beschützen, die als Zeugin gefährdet ist. Bald müssen beide quer durch die amerikanischen Südstaaten flüchten. Eine schöne Idee - ein paar wenig hilfreiche Drehbuch-Schlenker weniger, und Anne Fletchers Komödie wäre, der herrlich neurotischen Figuren wegen, ein reines Vergnügen . Susan Vahabzadeh

Rico, Oskar und das Herzgebreche

Nicht so hinreißend wie das erste Abenteuer, das die Freunde Rico und Oskar vor einem Jahr im Kino bestehen mussten. Der Regisseur Wolfgang Groos setzt mehr auf Klamauk, vertraut weniger dem skurrilen Witz von Steinhöfels Buchvorlage. Aber das Duo der ungleichen Freunde (Anton Petzold und Juri Winkler) überzeugt wieder mit Charme und detektivischer Raffinesse, wenn es gilt, Ricos Mama (Karoline Herfurth) aus den Fängen einer fiesen Erpresserin (Katharina Thalbach) zu befreien. Rainer Gansera

Victoria

Dieser Film wird mit einer klaren Ansage geliefert: Alles ist hier am Stück gefilmt, zwei Stunden und zwanzig Minuten lang, ohne einen einzigen Schnitt und eine einzige Pause. Sebastian Schipper erzählt die Story eines Berliner Tagesanbruchs, einer aufkeimenden Liebe (Frederick Lau und Laia Costa) und eines verzweifelten Raubüberfalls. Seine Schauspieler und sein Kameramann wachsen dabei über sich selbst hinaus - und das irre Experiment beweist: Filmschnitt ist tatsächlich eine Kunst für Weicheier. Tobias Kniebe

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