Kurzkritik:Was zusammen gehört

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Konstantin Wecker (links) ist Fan von Schauspieler Michael Dangl - und umgekehrt. (Foto: Christian POGO Zach)

Konstantin Weckers Roman als literarisch-musikalischer Abend

Von Christiane Lutz, München

Es gibt nicht viele Romane, die sich für eine Bühnenversion mit Orchesterbegleitung aufdrängen. Konstantin Weckers "Der Klang der ungespielten Töne" aber schreit geradezu nach musikalischer Ergänzung. Denn die Geschichte des Protagonisten Anselm Cavaradossi Hüttenbrenner ist auch die einer Liebesbeziehung zur klassischen Musik. Trotzdem hat es beinahe 14 Jahre gedauert, bis der Roman (erschienen 2004) mit Musikern des Gärtnerplatztheaters als "literarisch-musikalischer Abend" uraufgeführt wurde. Den Text adaptiert und den Abend eingerichtet hat der Schauspieler Michael Dangl, bekennender Wecker-Fan, der selbst die Rolle des Anselm spricht. An seiner Seite: Schauspielerin Yara Blümel, Konstantin Wecker selbst und ein Flügel.

"Ich lernte, mit Verdi zu hoffen, mit Puccini zu weinen", sagt der junge Anselm, als sein Vater ihn die Oper lieben lehrt. Trotzdem ist seine Beziehung zur Musik schwierig, er lässt sich zum kommerziellen Komponieren hinreißen, verliert das Gespür für das, was er will. Heiratet die falsche Frau, verliebt sich in eine Cellistin. Zwischen den Szenen spielen die Musiker (Leitung: Andreas Kowalewitz) passende Stücke von Puccini, Verdi, Mahler und Mozart. So entsteht ein Wechselspiel von Text und Musik, das der Geschichte absolut entspricht. Man könnte sagen: Da findet zusammen, was zusammen gehört.

Lieder von Konstantin Wecker kommen an diesem Abend kaum vor, was manche Zuschauer zu enttäuschen scheint. Die Musik der Geschichte hat diesmal Vorrang. Zudem ist Wecker klug genug, das Lesen weitgehend den Profis Dangl und Blümel zu überlassen. Und auch wenn sein Text bisweilen etwas Richtung Engel und Sonnenstrahlen ausschlägt, tragen die Schauspieler ihn auf eine Weise vor, mit der sich dieses Pathos wunderbar aushalten lässt.

Nach viel Schmerz findet Anselm zu Arvo Pärts inzwischen leider etwas abgedroschenem "Spiegel im Spiegel" dann doch noch zu sich, geläutert, aber über die Dinge erhaben. Das kann man kitschig finden, oder einfach das schöne Ende einer schönen Geschichte.

© SZ vom 29.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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