Kurzkritik:Voll Leidenschaft

Armida- und Modigliani-Quartett mit Mozart, Brahms, Mendelssohn

Von Harald Eggebrecht, Grünwald

- Keinen wird es im August-Everding-Saal gegeben haben, der nicht vom unmittelbaren Erfindungsfeuer im grandiosen Oktett des blutjungen Felix Mendelssohn-Bartholdy gepackt wurde: So direkt, leidenschaftlich, lustvoll vom kammermusikalischen Geist erfüllt boten die Musiker des Armida-Quartetts (Martin Funda, Johanna Staemmler, Violinen; Teresa Schwamm, Viola; Peter-Philipp Staemmler, Violoncello) und des Quatuor Modigliani (Amaury Ceytaux, Loïc Rio, Violinen; Laurent Marfaing, Viola; François Kieffer, Violoncello) diesen Geniestreich.

Doch schon Wolfgang Amadé Mozarts g-Moll Streichquintett KV 516 und das Streichsextett B-Dur op. 18 von Johannes Brahms wurden in fesselnder kommunikativer Beweglichkeit, jeweils fein abgestimmter Klanglichkeit und virtuoser Beredsamkeit gespielt. Dabei sind die beiden Ensembles in Charakter und Timbre sehr unterschiedlich. Die "Armidas" haben sich zu einer selbstbewussten, intensiv miteinander "sprechenden" Formation mit einem Faible für helldunkle Farben entwickelt, was sie beim Brahms-Sextett auf die dazugekommenen Marfaing und Kieffer von den "Modiglianis" so auszudehnen wussten, dass tatsächlich ein wunderbar stimmiges, manchmal rauschhaftes Sechsergespräch daraus entstand.

Die "Modiglianis" mussten vor kurzem leider ihren Gründungsprimarius ersetzen. Mit Amoury Coeytaux ist ein exzellenter Geiger zu ihnen gestoßen, dessen Spiel insgesamt heller und im besten Sinne nervöser wirkt als das des Vorgängers. Dadurch ist das Timbre des Quartetts lichter geworden. Es entsteht nun mehr der Eindruck des Leichtfüßigen, ohne dabei leichtsinnig oder leichtgewichtig zu sein. Jedenfalls spielten sie mit Teresa Schwamm von den "Armidas" das Mozart-Quintett so eloquent, inständig im Sanften und zugleich nachdenklich, dass sie etwa beim zweiten Thema des Kopfsatzes die Zeit hatten, geradezu "Schubertisch" zu verweilen. Mendelssohn geriet dann beiden Quartetten zum Fest.

© SZ vom 13.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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