Kurzkritik:Virtuos im Trio

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Fischer, Mönkemeyer und Müller-Schott im Herkulessaal

Von Harald Eggebrecht, München

Ein bisschen Zwiespalt gibt es, wenn ein für einen Streichtrio-Abend im Herkulessaal drei weltberühmte Solisten angekündigt werden: Julia Fischer, Violine, Nils Mönkemeyer, Viola, Daniel Müller-Schott, Violoncello. Dass jeder für sich genommen ein fantastischer, einfallsreiche, souveräner Virtuose ist, steht außer Zweifel. Im Streichtrio braucht es durchaus auch solistisches Zupacken und Heraustreten. Zugleich aber gilt es, bei allen wunderbar individuellen Verschiedenheiten so etwas wie eine innere Übereinstimmung zu finden, um den Geist etwa von Franz Schuberts B-Dur-Streichtrio zu treffen und ihm gerecht zu werden. Gleiches verlangt auch Ludwig van Beethovens c-Moll-Trio Op. 9,3. Ebenso Bohuslaw Martinůs 2. Streichtrio aus dem Jahr 1934.

Zur Pause hin blieb ein wenig der Eindruck (bei aller Bewunderung für die Phrasierungslogik, für die lässige Verdeutlichung der raschen Figurationen bei Schubert und Martinů und das instrumentale Feuer), als sei das "Trio" noch nicht ganz da. Vielleicht spielte da etwas die vorausgehende Tour durch vier Städte mit. Das änderte sich entschieden, denn nach der Pause agierte nun wirklich ein Dreierbund, der seine persönliche Verschiedenartigkeit je Spieler überzeugend in die Idee des symphonischen Miteinanders einbrachte.

Plötzlich trialogisierten die drei, plötzlich gab es, musikalisch gesprochen, Fragen und Antworten, wuchs die Spannung, wie jenes Schubert-Allegro eines unvollendeten Streichtrios allein überleben könnte. Beethovens erregtes, oft wildes c-Moll-Trio wurde im Kopf-Allegro, im sarkastisch ausartikulierten Scherzo und im Prestofinale eine Erfahrung mit den Kontrastheftigkeiten und ambitionierten Satzkünsten des jungen Komponisten. Das Adagio con molto espressione entfalteten die drei zum lyrischen Zentrum des Stücks. AlsZugaben das Menuett aus Beethovens Serenade Op. 8 und das Fragment des Andante, das Schubert als 2. Satz für das alleinstehende Allegro gedacht hatte. Großer Beifall.

© SZ vom 20.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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