Kurzkritik:Mut zum Eigenwillen

Lesezeit: 1 min

Die Indie-Rock-Band "Parquet Courts" im Ampere

Von Martin Pfnür, München

Es ist beileibe nicht der klassische Weg, auf dem sich die Parquet Courts aus dem ausverkauften Ampere verabschieden. Wo andere Bands das altbekannte Zugabenspielchen samt frenetischer Rausklatscherei und umjubelter Rückkehr genussvoll auskosten, spielt das New Yorker Indie-Rock-Quartett zum Abschluss seines 20-Stücke-Sets erst einen stoisch und schier endlos zum Krautrock-Jam ausgewalzten Song ("One Man No City"), schrubbt mit "Light Up Gold II" noch kurz eine seiner frühen einminütigen Dreiakkord-Art-Punk-Nummern runter - und macht daraufhin ohne großes Abschieds-Tamtam oder eine Zugabe Feierabend.

Das kann man einerseits etwas schade finden. Andererseits aber auch angenehm unprätentiös. Vor allem aber zeugt dieser Abgang vom künstlerischen Eigenwillen einer Band, der mit sechs Studioalben innerhalb von sieben Jahren das kleine Kunststück gelang, stilistisch bei ihren subtil herbeizitierten Wurzeln zwischen griffiger Indie-Rock-Melodik und wütend herausgebelltem Punk-Gestus zu bleiben und trotzdem mit jeder Veröffentlichung ihre Soundpalette um ein paar Nuancen zu erweitern.

Ihr neues Album "Wide Awake!" - in Zusammenarbeit mit dem Starproduzenten Danger Mouse ( U2, Red Hot Chili Peppers) entstanden und so etwas wie ihre Protest-Song-Platte - stellt die Gitarrenband dabei live zuweilen vor Herausforderungen, denen sie mal mit einem tragbaren Handsynthesizer ("Before the Water Gets Too High"), mal mit dem jungen Mann vom Merchandise-Stand als Percussionisten zum herrlich scharfkantigen Tanzboden-Funk des Titelsongs, mitunter aber auch mit allzu ausgeprägter Beiläufigkeit begegnet. So krachend wie der eigentlich grandiose Gitarrist und Zweitsänger Austin Brown im beschwingten Barroom-Schunkler "Tenderness" dürfte in Sachen Timing jedenfalls schon lange niemand mehr an seiner Doppelbesetzung an Gitarre und Keyboard gescheitert sein. Zusatzpersonal an den Tasten hätte da durchaus gutgetan.

© SZ vom 21.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: