Kurzkritik:Meisterlich

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Der Cellist Arto Noras im Zornedinger Martinstadl

Von Harald Eggebrecht, Zorneding

Will man mal ein abwechslungsreiches Recital hören, wird man in München meist vergebens danach suchen. Der Duoabend ist in der Krise, auch in anderen Städten werden solche Konzerte kaum mehr angeboten. Es mangelt am Mut der Veranstalter, auch solche Musik im lebendigen Konzert erfahrbar zu machen.

Also fährt man nach Zorneding, um im dortigen Martinstadl, einem relativ atmosphärearmen, aber akustisch passablen Raum, Arto Noras zu hören. Noras - Jahrgang 1942, neben dem Norweger Truls Mørk und den Schweden Frans Helmerson und Torleif Thedéen der bedeutendste skandinavische Cellist, einst Schüler des unvergesslichen Paul Tortelier - zu erleben, ist eine Wohltat. Er sitzt sachlich und konzentriert am Cello, jede Geste und Bewegung dient nur der Musik. Das mag manche befremden, die sich ans Räkeln, Wälzen, Grimassieren vieler jüngerer Musiker gewöhnt haben und dergleichen Getue für besonders ausdrucksvoll halten. Selbst wenn er den Bogen spannt, geschieht es hinter dem Cello. Nichts Äußerliches soll von der Musik ablenken. Mit dem ausgezeichneten Pianisten Oliver Triendl bot Noras Debussy, Boulanger, Kokkonen, Sibelius und Franck so souverän im jeweiligen Stil und in der Ausführung, wie es nur ein absoluter Meister vermag.

So wirkte Debussys Sonate unmittelbar in ihrer genialen Knappheit, der genauen Klanggestik und rhythmischen Schärfe. Nadia Boulangers "Trois Pieces" zauberten die Musiker hin als luftig schillernde Bilder. Kokkonens Sonate, für Noras geschrieben, entfaltete ihre herbe Farbigkeit so bezwingend wie die "Malinconia" des jungen Sibelius ihren Jugendstilschmerz. Zum Schluss César Francks Sonate, großartig gestaltet, besonders intensiv und leidenschaftlich ergründeten die beiden Musiker die deklamatorische "Fantasia". Als Dank für großen Beifall das Rondino von Sibelius, mit der ganzen Kunst, dem Charme und trockenen Witz eines grandiosen Musikers gespielt. Möge Arto Noras bald wieder erscheinen!

© SZ vom 07.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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