Kurzkritik:Leidige Akustik

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Das Mandelring Quartett im Max-Joseph-Saal

Von Harald Eggebrecht, München

Der Max-Joseph-Saal in der Residenz ist und bleibt akustisch schwierig. Das konnte man beim Auftaktkonzert des weltberühmten, in München leider selten auftretenden Mandelring Quartetts erleben, das eine dreiteilige Reihe dort angesetzt hat mit den drei Streichquartetten von Johannes Brahms im Zentrum. Die "Mandelringe" (Sebastian Schmidt, Nanette Schmidt, Violinen; Andreas Willwohl, Viola; Bernhard Schmidt, Violoncello) boten am ersten Abend - "Brahms und die Romantik" - Franz Schuberts g-Moll-Quartett, Felix Mendelssohn-Bartholdys op. 44, 2 und Brahms' B-Dur Quartett op. 67.

Zur akustischen Problematik: Der festliche Saal ist sehr hoch und vergröbert unglücklicherweise. Das heißt, manchmal meint man mehr Instrumentallärm zu hören als den tatsächlichen Klang. Der Saal hat einfach keine akustische Atmosphäre, sodass kultiviertes, fein abgestimmtes, dynamisch geschmeidiges Spiel nicht so zur Wirkung kommt, wie es sich die Musiker wünschen würden. So litt Schuberts munteres frühes Werk etwas unter diesem Lärmeffekt. Bei Mendelssohn bemühten sich die Musiker sehr, der Tücken des Saales Herr zu werden. Also hörten sie noch intensiver aufeinander, suchten mehr die Piano- und Pianissimo-Regionen. Doch jedes Crescendo wuchs rasch ins undifferenziert Laute hinein. Dabei zeigte sich, dass dieser Saal der Trennschärfe der Stimmen untereinander kaum dient. Im Brahms-Quartett haben sich die Musiker dann mit der leidigen Akustik ziemlich gut zurecht gefunden. Endlich konnte man erleben, weshalb die Formation seit längerem als eines der besten Streichquartette gefeiert wird. Es ist die Mischung aus rhythmischer Spannung, großem Klangvolumen und individueller Virtuosität. Andreas Willwohls emphatisches Violasolo im Agitato-Satz bleibt genauso im Gedächtnis wie der geradezu entspannt und leicht gebotene "Hornpipe"-Anfang des ganzen Stücks. Als Encore gab es den Pizzikatosatz aus Claude Debussys Quartett: witzig, frei, brillant.

© SZ vom 17.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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