Ob man als Indie-Koryphäe wohl in Kontakt zu höheren Mächten steht? Fest steht jedenfalls, dass J Mascis, 51, Sänger, Gitarrist und Kreativzentrum des amerikanischen Trios Dinosaur Jr., mit seiner schlohweißen Matte auch einen vortrefflichen Zauberer abgäbe. Zum anderen ist da diese Regenpause, die zum Leidwesen des psychedelisch groovenden Moon Duos just dann einsetzt, als deren ebenso feiner wie verregneter Support-Gig mit dem Stooges-Cover "No Fun" ausklingt - und exakt so lange anhält, bis Dinosaur Jr. mit der auf Zuruf gespielten Zugabe "Out There" einen Gruß an Mascis Vater Richtung Himmel senden.
Doch zurück zu irdischen Dingen. Dinosaur Jr., 1984 gegründet, nach massiven Spannungen zwischen Bassist Lou Barlow und Mascis von letzterem quasi solo weitergeführt und 1997 aufgelöst, erstaunen seit ihrer Reunion anno 2005 mit einer Vitalität, die der Ausdruck "zweiter Frühling" nur unzureichend abdeckt. Im Stile eines gefräßigen Tyrannosaurus Rex verleibt sich das melodiebegabte Trio Elemente zwischen Punkrock und Heavy Metal (der Drive und die Riffs), Classic Rock (Mascis fulminante Soli) und Noise Rock (die Affinität zum Feedback) weiterhin auf eine derart originäre Weise ein, dass sein Indie-Legendenstatus mit nunmehr elf Alben längst zementiert ist.
Entsprechend weit gestreut gerät auch dieses Set auf dem Dachauer Rathausplatz, das die Band zwar mit der schweigsamen Aura versierter Altmeister bestreitet und das doch in seiner Melange zwischen den Stücken des jüngsten Albums "Give a Glimpse of What Yer Not", alten Großtaten à la "Freak Scene" oder "Little Fury Things" und einem lustvoll brachialen Cover von The Cures "Just Like Heaven" immer wieder eine irre kompakte, euphorisierende Energie freisetzt, die sich am bald ganz Schweißfleck gewordenen Oberkörper Barlows und der dampfenden Glatze von Drummer Murph widerspiegelt. Kein Zweifel, diese Dinosaurier sind immer noch hungrig.