Zwei Werke, nicht monumental, und doch zum Größten gehörig, was es in der Musik gibt: Ludwig van Beethovens Quartett op. 132 mit dem berühmten "Heiligen Dankgesang eines Genesenen an die Gottheit, in der lydischen Tonart" als spirituellem Zentrum; und Franz Schuberts geradezu symphonisches Streichquintett C-Dur, eine vital-feurige Vermächtnismusik von, der Ausdruck sei erlaubt, ungeheuerlicher Erschütterungskraft.
Das hatten sich die "Arcanto"-Leute vorgenommen, alle vier ausgemachte weltbekannte Solisten: Antje Weithaas und Daniel Sepec, Violinen; Tabea Zimmermann, Viola; Jean-Guihen Queyras, Violoncello. Und als zweiter Cellist für Schubert gesellte sich noch der aufstrebende Stern Maximilian Hornung dazu. Es wurde in der Allerheiligenhofkirche ein Konzert der dynamischen und Tempo-Extreme, des hellwachen Aufeinanderachtens und -hörens, des risikoreichen Quartettspiels bis an die Grenze zum Fadenriss, und dann doch der unmittelbaren Freude an einer Virtuosität des Miteinanders auf allerhöchstem Niveau. Beethovens rätselvolles a-Moll-Quartett entwickelten die vier aus der unendlichen Vielfalt der Piano-Pianissimo-Region, dabei tonliche Brüchigkeit und Herbheit bewusst nicht scheuend. Geradezu aufeinander lauernd, nie hastend, immer geduldig und wach realisierten sie die namenlose Weite dieses Beethovenschen Kosmos, gipfelnd im wunderbar artikulierten Dankgesang.
Auch Schuberts Quintett ist ein Spätwerk, aber das eines jungen Mannes, auch wenn dem Tode nahe. Daher braust es mit ungeheurer Energie auf, dehnt sich aus, verwandelt Melodie in Schmerzlichkeit, Trauer in lebendigste Rhythmik, Schwermut in Schönheit. All das konnte man erleben in einer Aufführung, in der der symphonische Geist und die Phantasie von fünf großartigen Solisten Schuberts Musik in hell strahlendem Glanz aufleuchten ließen, so dass die Lebenswucht und Klangmacht dieses immer mirakulösen Stücks jeden packte.