Kunstmarkt:Zeitlos

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Die Tefaf in Maastricht ist die weltweit wichtigste Messe für Alte Kunst. Doch nun will sie mehr, sie will in allen Sparten und Epochen glänzen, von der Antike bis in die Gegenwart. Bei ihrer diesjährigen Ausgabe ist ihr das recht gut gelungen.

Von Dorothea Baumer

Wandlungsfähig war die Tefaf in Maastricht, die wichtigste Messe für Alte Kunst, schon immer. Diesmal allerdings schien mehr in Bewegung geraten zu sein: Eine Verjüngung hat die Messe erfasst. Der gesamte Parcours zeigte sich heller, offener, transparenter. Nach dem neuen Zulassungsverfahren wird nun jedes Jahr neu über die Teilnahme der Aussteller entschieden. Das hat Platz geschaffen für 38 Neuaussteller, darunter allein 13 im Bereich Moderner Kunst.

"Wir wollen nicht zeitgenössisch werden", wehrt Christoph Van de Weghe, Chef der Moderne-Sektion ab, "es geht darum, in jeder Kategorie stark zu sein." Die Qualitätsoffensive ist gelungen. "Es ist einen Versuch wert", meint man etwa am Stand von Sprüth-Magers (Berlin, London), die mit Keramik-Wandarbeiten von Rosemarie Trockel debütiert. Der Tefaf-Ableger in New York war es, der Max Hetzler (Berlin) überzeugte, es mit Malereien von Günther Förg und Albert Oehlen zu versuchen, während der langjährige Platzhalter Greve (Köln, Paris) dem hundertjährigen Pierre Soulages mit einer großformatigen schwarzen Monochromie von 2008 seine Reverenz erweist. Der Neuaussteller Pace (New York) zeigt frühe Zeichnungen Piet Mondrians in einem intimen Kabinett.

Dass dieses Weltforum der Alten Kunst an Gemälden das maximal erreichbare Angebot versammelt, steht außer Zweifel. Aber es ist merklich dünner geworden, die ganz großen Trophäen gibt es nicht mehr. Zu den bemerkenswertesten Werken gehörten eine Madonna mit Kind von Francesco Zurbaran bei Colnaghi (zwei Millionen Euro); das Porträt einer "Dame mit Turban" des Rembrandt-Schülers Govert Flinck bei Koetser (400 000); und die köstlich erzählte Nikolaus-Legende eines mittelrheinischen Meisters um 1450 bei Mühlbauer (380 000). In den ersten Minuten nach der Eröffnung verkaufte die Londoner Galerie Dickinson einen Akt von Auguste Renoir für mehr als zehn Millionen - eine Sensation.

Zu unerwarteter Stärke ist die Sektion der Antiken angewachsen. Provenienzen sind hier wichtiger denn je, weil in den Krisengebieten des Nahen Ostens Raubgrabungen zum Geschäft geworden sind. Der Brüsseler Händler Harmakhis zeigte hier etwa eine große ptolemäische Statue aus Sandstein, die 1922 zusammen mit dem Tutanchamun-Grab entdeckt wurde, nicht ohne die Herkunft ausführlich zu dokumentieren.

Auch Vanderven Oriental Art ('s-Hertogenbosch), Spezialist für chinesisches Porzellan, hat das Thema aufgegriffen. "Provenance" betitelte man eine kleine Ausstellung, die anhand der alten Sammleretiketten die Geschichte hinter den Stücken erzählte. Ebenso wichtig war die Frage der Provenienzen für die jüngste und kleinste Sektion der Messe, Tribal Art, die auch die problematischste hätte werden können. Doch so sah es nicht aus. Der Brüsseler Didier Claes, der selbst kongolesische Wurzeln hat, sieht trotz der Debatte um koloniale Raubkunst keine Anzeichen für eine Abkühlung des Marktes. Eher im Gegenteil. Nie, sagt er, sei so viel über afrikanische Kunst gesprochen worden wie heute.

Am lebendigsten entwickelt sich der Bereich Design. Keramik, das war nicht zu übersehen, ist die neue Skulptur. Der Murano-Spezialist Heiremans (Brüssel) setzte auf Rotglasiertes der Fünfziger bis Siebziger von Rogier Vandeveghe. Jason Jacques (New York) fuhr kleinkindgroße Vasen der Dänin Morten Lobner-Espersen auf. Und Luxusliner-Nostalgiker begeisterten sich für ein monumentales Lackbild, das der Art Déco-Meister Jean Dunand 1935 für den Rauchersalon der "Normandie" entwarf.

© SZ vom 25.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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