Weitere Künstler verlassen Galerie:Exodus bei Johann König

Lesezeit: 1 min

Die Künstlerin Monica Bonvicini vor einem Spiegel der Sonderausstellung "I do You" in der Neuen Nationalgalerie Berlin. (Foto: Jens Kalaene/dpa)

Immer mehr bekannte Künstlerinnen und Künstler trennen sich von der Berliner Galerie.

Von Jörg Häntzschel

Die Berliner Galerie Johann König verliert immer mehr Künstler - und noch mehr Künstlerinnen. Nachdem die Beziehungen zwischen der Galerie und einer ihrer bekanntesten Künstlerinnen, Monica Bonvicini, beendet wurden, erscheinen nun auch Katharina Grosse und Elmgreen & Dragset nicht mehr auf der Website der Galerie. Das berichtet The Art Newspaper. Zuvor hatten bereits Helen Marten, Amalia Pica und Trey Abdella die Galerie verlassen.

Die meisten Künstlerinnen und Künstler haben ihren Schritt nicht öffentlich begründet. Dennoch scheint offensichtlich, dass die Absetzbewegungen im Zusammenhang mit einem im August in der Zeit erschienenen ganzseitigen Bericht stehen, in dem mehrere Frauen Johann König beschuldigten, er habe sich ihnen gegenüber übergriffig verhalten. König soll auch seine Machtposition als Galeriebesitzer ausgenützt haben. Gerüchte über diese und ähnliche Vorfälle kursierten in Berlin seit Jahren. König selbst hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Die Zeit musste Teile ihres Berichts nach Klagen durch Königs Anwälte zurücknehmen.

Monica Bonvicini hatte zunächst erklärt, sie lasse ihre Beziehung zu Johann Königs Galerie ruhen, bis die Vorwürfe geklärt seien. Bonvicini wurde daraufhin in einem offenen Brief von dem anonymen feministischen Aktivistenkollektiv Soup du Jour dafür kritisiert, dass sie sich als Feministin nicht zu einem klaren Bruch mit König habe durchringen können. Der Brief unterstellte auch, dass König die aktuelle Ausstellung Bonvicinis in der Berliner Neuen Nationalgalerie, die an diesem Freitag eröffnet wird, finanziell unterstützt habe.

Die Galerie hatte daraufhin erklärt, ihrerseits die Beziehung zu Bonvicini zu beenden, um die Künstlerin vor Kritik zu "schützen". König betonte auch, er habe Bonvicinis aktuelle Ausstellung nicht finanziell gefördert.

Johann König, geboren 1981, ist einer der bekanntesten und einflussreichsten Galeristen in Deutschland. Er ist der Sohn des Kurators Kasper König und der Neffe des Kunstbuchverlegers Walther König. Neben seiner Berliner Galerie in einer ehemaligen Kirche in Kreuzberg betreibt er eine Filiale in Seoul; eine weitere will er im Frühjahr in Mexico City eröffnen. Zu den knapp 40 noch von ihm vertretenen Künstlern gehören Norbert Bisky, Alicja Kwade, Anselm Reyle und Erwin Wurm.

In dieser Version des Artikels wurde die Zahl der Frauen korrigiert, die Johann König beschuldigen. Außerdem wurden die Umstände des Ende der Beziehung von Bonvicini und der Galerie Johann König präzisiert.

© SZ/jhl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusAusstellung "Empowerment" in Wolfsburg
:Mit Kunst für Frauen kämpfen

Die weltweit wohl größte Ausstellung zu feministischen Theorien des 21. Jahrhunderts ist derzeit in Wolfsburg zu sehen. Sie zeigt die Werke von Künstlerinnen aus 50 Ländern. Und tolle Ideen.

Von Till Briegleb

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: