Kunst:Schnelldurchlauf zur Sixtina

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Barbara Jatta leitet eines der schönsten Museen der Welt. (Foto: Claudio Peri/dpa)

Barbara Jatta wird neue Direktorin der Vatikanischen Museen. Sie ist die erste Frau in diesem Amt.

Von Thomas Steinfeld

Seit einem halben Jahr war Barbara Jatta schon stellvertretende Direktorin der Vatikanischen Museen gewesen. Die unmittelbar vor Weihnachten publizierte Entscheidung, dass sie als erste Frau in einer Geschichte, die 500 Jahre zurückreicht, am 1. Januar das Direktorenamt übernehmen wird, war zwar erwartet worden. Aber sie markiert dennoch einen Wandel. Von einem "Zeichen der Veränderung, auch für moderne Zeiten" spricht sie selber. Doch mag es sein, dass sich dieses Zeichen nicht nur auf das Geschlecht des Amtsinhabers bezieht.

Barbara Jatta übernimmt den Posten von Antonio Paolucci, einem heute 77 Jahre alten Kunsthistoriker, der noch bei Roberto Longhi studiert hatte und Mitte der Neunziger für kurze Zeit Kulturminister Italiens gewesen war. Von Papst Benedikt XVI. bestellt, mag seine Amtsführung eher konservativ gewesen sein. Von ihm ist der Satz "Museen sind nie verstaubt" überliefert. Er birgt vermutlich eine Spitze gegen Papst Franziskus, der sich die päpstlichen Museen offener und zugänglicher gewünscht hatte. Unter Antonio Paoluccis Regie steigerte sich indessen das Besucheraufkommen um vierzig Prozent auf jetzt mehr als sechs Millionen Menschen jährlich. Für den Vatikan stellen die Einnahmen durch Museumsbesuche eine wichtige Einkommensquelle dar: Bei einem Umsatz von mehr als 300 Millionen Euro pro Jahr blieben zuletzt fast vierzig Millionen Euro Gewinn übrig.

Die neue Amtsinhaberin kann auf eine ebenso gerade wie steile Karriere zurückblicken. An der Universität "La Sapienza" in Rom ausgebildet und dort im Jahr 1991 promoviert, ging sie durch mehrere Aufenthalte an berühmten angloamerikanischen Museen, bevor sie zunächst in den Vatikanischen Museen, dann auch in den päpstlichen Sammlungen für das Kupferstichkabinett zuständig wurde. Sie ist Professorin für Denkmalpflege an einer Privatuniversität in Neapel. Sie arbeitete als Restauratorin, war für die Kataloge verantwortlich und kuratierte eine lange Reihe von Ausstellungen, darunter die Schau "Roma Aeterna", die gegenwärtig in Moskau gezeigt wird und die mehr Leihgaben aus der "Pinacoteca Vaticana" empfing als je eine Ausstellung zuvor.

Mit Ankündigungen für die Führung des neuen Amtes hielt sich Barbara Jatta bislang zurück. Sie wolle die Besucherströme "differenzieren", sagte sie, was bedeutet, dass es für eilige und allein an den berühmtesten Werken orientierte Besucher andere Wege geben wird als für gründliche und aufmerksame Menschen. Ähnliches geschieht zur Zeit in den Uffizien in Florenz. Ferner wolle sie die Aufmerksamkeit der Besucher auf bislang wenig bekannte Bereiche der Vatikanischen Museen richten, so zum Beispiel auf die etruskischen Sammlungen. Als Begleitveranstaltung für den Besuch von Papst Franziskus in Fatima, dem portugiesischen Wallfahrtsort, im kommenden Mai ist eine Schau mit Marienbildnissen geplant. Doch auch darüber hinaus wird Barbara Jatta viel zu tun haben: Die Vatikanischen Museen sind, mit einer Sammlung von mehr als 200 000 Stücken und Ausstellungsräumen von fast sechs Kilometern Länge, eines des größten Museen der Welt.

© SZ vom 28.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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