Kulturpolitik:Kunst kommt kurz

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Die Initiative Monokultur fordert wieder

Von Michael Zirnstein, München

Mitte des Monats hat sich bei Monokultur der 288. Verbündete eingeschrieben. Die Initiative versteht sich als freier Zusammenschluss von Künstlern aller Arten, mit der Betonung auf "frei". Eine Plattform, auf der jeder äußern darf, was er von der Münchner Kultur hält (die meisten nicht das Beste). Insofern ist es erstaunlich, dass diese 288 Individualisten immer wieder auf eine gemeinsame Position kommen - was ihrer Stimme Gehör verschafft, auch wenn diese gemessen an den zuletzt ermittelten 180 000 Erwerbstätigen in der gesamten Münchner Kultur- und Kreativwirtschaft nicht repräsentativ ist.

Vor zwei Jahren ging Monokultur an die Öffentlichkeit mit der Drohung, die Stadt wegen Rufschädigung durch kunstdiskriminierende Außendarstellung (FC Bayern, BMW, Oktoberfest) zu verklagen. Dazu kam es nicht. Aber man mischte sich weiter ein. Jetzt veröffentlichen die Monokulturisten einen Zwischenstand. Dass es deren Erfahrung nach der Szene kaum besser geht, zeigt der Titel der Schrift: "Autopsiebericht". Darin findet sich eine fingierte Stellenausschreibung für den Nachfolger von Kulturreferent Hans-Georg Küppers. Aus der geht hervor, was sie beim Amtsinhaber vermissen, nämlich unter anderem "aktives Kommunizieren auch mit ungewöhnlichen Protagonist*innen (nicht nur mit den artigen Kindern)". Der Neue solle eine "hohe Affinität zu zeitgenössischer Kunst, Pop, Punk, Camp und Subkultur mitbringen. Konkret solle der Kulturreferent das Rotationsmodell in den Atelierhäusern abschaffen und die Mieten dort senken, neue dauerhafte Produktionsstätten einrichten und sich für ein "bedingungsloses Grundeinkommen" einsetzen. In weiteren Teilen des Berichtes fordert man, viel mehr Geld als die aktuellen 300 000 Euro für die freie Szene auszugeben, und dies nicht nur für angenehme "Leuchtturmprojekte", sondern in der ganzen Vielfalt der (Sub-)Kulturwelt.

Ihre Ideen demonstrieren die Monokultur-Streiter Sebastian Schnitzenbaumer (alias Belp), Holger Dreissig, Matthias Hirth, Eckhard Höffner, Stephan Janitzky, Lennart Laule, Peter A. Pfaff und Daniela Stöppelt mit der Performance "Vom Blauen zum Roten Reiter" im Rahmen des Festivals "Politik im freien Theater". Am 5. November, 19.30 Uhr, wollen sie die Favoritbar in eine Sauna verwandeln, wo man in "entspannter Atmosphäre" die "Enge des Ereignishorizonts" der Stadt zu überwinden gedenkt.

© SZ vom 31.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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