Kulturausschuss:Harmonielehre

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Lob und Kritik zur neuen Pop-Förderung

Von Michael Zirnstein, München

Wünsche gab es zuhauf, als die städtische Fachstelle Pop und das Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft vor einem halben Jahr zum großen Pop-Hearing ins Feierwerk luden. Die gut 100 teilnehmenden Musiker, Veranstalter und anderen Fachleute sollten dem Kulturreferat Anregungen für das fällige "Gesamtkonzept für eine zielgerichtete Förderung der Popularmusik" liefern. Sie forderten vieles, vom Pop-Haus bis zum bedingungslosen Grundeinkommen für Kulturschaffende, zumindest aber "Wertschätzung". Eine solche kann sich auch durch finanzielle Zuwendung ausdrücken. So genehmigte der Stadtrat recht schnell eine zusätzliche dauerhafte jährliche Förderung der Münchner Popkultur in Höhe von 100 000 Euro von 2019 an.

Der Kulturausschuss hat nun in der jüngsten Sitzung beschlossen, wie ein Teil des Geldes zu verwenden ist: Von diesem Jahr an sollen drei Solomusiker oder Bands jeweils ein Stipendium in Höhe von 6000 Euro zur Produktion eines Albums erhalten. 30 000 Euro werden als Programmförderung in Höhe von je 10 000 oder 5000 Euro für Konzertreihen in Musikclubs und für Pop-Festivals verteilt.

Diese Maßnahmen grundsätzlich als "guten Schritt" unterstützend, wandte Florian Roth (Die Grünen) ein, dass die Stadt mehr Instrumente brauche zur Förderung einer Kultur, "die nicht ganz leise ist". Er verwies auf den gut einen Jahr alten Antrag seiner Fraktion, in München einen "Schallschutzfond" nach dem Vorbild Berlins einzurichten. Musikclubs könnten dann Beihilfe erhalten, um Nachbarn baulich vor Beats und Bässen zu bewahren.

Selbst die größten Kritiker der Münchner Pop-Politik von der Musiker-Initiative Stereokultur "begrüßen ausdrücklich die Umsetzung von Maßnahmen nach jahrelangen Debatten, um die Förderkultur dahingehend zu verbessern, die Pop- und Subkultur gegenüber der Hochkultur auf Augenhöhe zu behandeln". Freilich seien die zusätzlichen 100 000 Euro im Vergleich zu den Fördersummen für die städtischen Orchester und Theater immer noch "marginal". Zwei Punkte im Antrag des Kulturreferenten Hans-Georg Küppers bemängeln die Mitglieder von Stereokultur massiv: Erstens sei die Besetzung der Jury aus Stadträten und Fachleuten, die über die Vergabe der Fördergelder entscheidet, "intransparent". Stereokultur bezweifelt die "inhaltliche Kompetenz" der Stadträte in Sachen Popkultur und befürchtet "politische Einflussnahme oder eine Auswahl nach persönlicher Sozialisierung". Wenn schon Jurys, dann sollten diese basisdemokratisch in "Open Spaces" von der Szene besetzt werden. Zweitens forderten die Musikaktivisten eine weitere, niedrigere Förderstufe. Die angedachten Summen seien "de facto wieder eine Exzellenzförderung". Mit weiteren Zuschüssen von bis zu 1000 Euro für Konzerte und Alben würde "mehr Breitenwirkung" erzielt.

© SZ vom 25.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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