Kopfschmuck:Hut ab

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Der berühmte Huthersteller Borsalino hat Insolvenz angemeldet. Dabei leistet ein schöner Hut das, was Kleidung soll: Sie verleiht dem Menschen eine Silhouette.

Von Thomas Steinfeld

Nachdem sich der Satanist Aleister Crowley den Schädel rasiert hatte (worüber er, unbekannterweise, zum Vorbild für viele moderne Männer wurde), trug er oft einen Hut. Von welcher Marke dieser Hut war, ist heute nicht mehr bekannt. Besser weiß man es bei Winston Churchill, der aus natürlichen Gründen eher kahl war. Er führte einen Hut des italienischen Herstellers Borsalino spazieren, so wie viele andere mehr oder minder haarlose Männer: wie Al Capone, Benito Mussolini oder Yul Brynner. Angesichts der modischen Aktualität des kahlen Schädels verwundert nun eine Nachricht, der zufolge ein Gericht der Provinz Alessandria im Piemont die Firma Borsalino für insolvent erklärte. War der Hut nicht gerade wieder beliebt geworden, bei den Herren wie bei den Damen?

Der Hut war für ein paar Jahrzehnte fast aus der Mode verschwunden, im Zuge einer Fantasie von Vereinfachung, die den eigentlichen Menschen sichtbar werden lassen sollte. Dabei tut ein schöner Hut etwas, was jede gute Kleidung leistet: Sie verleiht dem Menschen eine Silhouette, sie hebt ihn aus seiner Umgebung heraus. Deswegen trugen die unterschiedlichsten Menschen Hüte von Borsalino, auch wenn sie Haare besaßen: Humphrey Bogart in "Casablanca"; Harrison Ford als "Indiana Jones"; Michael Jackson im Video zu "Billy Jean". Jean-Paul Belmondo trug einen in "Außer Atem", wo er ihn auch an Jean Seberg auslieh (), sowie in einem Film, der dann auch gleich "Borsalino" hieß. Die Firma Borsalino hätte durchaus überleben können, auch nachdem sie nach fast 150 Jahren von der gleichnamigen Familie in den Neunzigern an einen Investor verkauft worden war. Dieser aber benutzte seine Erwerbung zur Deckung von spekulativen Engagements, wovon sich die Firma, eines weiteren Eigentümerwechsels zum Trotz, bis heute nicht erholte. Bis Februar soll nun erneut mit den Gläubigern verhandelt werden, danach droht eine Versteigerung.

© SZ vom 20.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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