Konzert:Zuversicht in wirren Zeiten

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"The Pineapple Thief" um den Sänger-Songwriter Bruce Soord kommen ins Backstage

Von Ralf Dombrowski

Steven Wilson gilt als Kauz, ein Perfektionist mit genialischem Ansatz, der mal als Gitarrist und Chef-Intellektueller von Bands wie Porcupine Tree, mal als Remixing-Spezialist an den Reglern historischer Rockprojekte à la King Crimson oder Jethro Tull sein Profil geschärft hat. Vor zehn Jahren rief er sein Label Kscope ins Leben, um eigenen Projekten, aber auch britischen und internationalen Kollegen ein Forum für melodische Rockmusik zu bieten. Die Plattform bewährte sich, schob Bands wie Anathema, Gazpacho, Tesseract an und wuchs entgegen des Markttrends der Nivellierung künstlerischer Albumkonzepte. Es gibt also einen Grund zum Feiern und eines der Zugpferde, das schon bald nach der Labelgründung zum Künstlerstamm gehörte, macht nun im Backstage Station. The Pineapple Thie f um den Sänger und Songwriter Bruce Soord teilt nicht nur Wilsons Vorliebe für rätselhafte Projektnamen, sondern auch dessen Vorliebe für opulente Klanggestaltung.

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"In den Neunzigern gab es nicht so viele Leute, die diese Musik gemacht haben", erinnert sich Soord an die Anfänge des Quartetts, das im kommenden Jahr selbst sein 20-Jähriges bestaunen kann. "Eigentlich waren es immer Steven und ich, die in Kritiken erwähnt wurden, wenn es um einen Sound ging, der sich auf die melodische Qualität von Rockmusik konzentrierte. Porcupine Tree war noch kaum bekannt und es gab wenig junge Leute, die Progressive Rock auf frische Weise gespielt haben. Für mich aber muss Musik immer eine Melodie haben. Ich mag Bands wie Supertramp, Camel oder Pink Floyd und versuche, diese Art der Philosophie klanglich umzusetzen".

Wer hat die Ananas geklaut? "The Pineapple Thiefs" verpacken in ihren Songs ernste Themen erträglich gesüßt. (Foto: James Cumpsty/Kscope Records)

Ein gutes Dutzend Alben hat Soord bislang mit The Pineapple Thief auf den Weg gebracht, das neueste mit den Titel "Dissolution" widmet sich in einem großen und mollbetont melancholischen Bogen den Irritationen und Gefahren, die dem Menschen durch die zunehmende Virtualität und Vernetzung drohen: "Die Idee dazu kam mir im vergangenen Jahr, als sich eine Art Explosion der Negativität zeigte mit all der Vernetzung, die uns umgibt und Leute nur noch in ihre Smartphones starren lässt. Also habe ich Songs unter dem Aspekt dieser auflösenden Kräfte geschrieben." Deren Tenor ist traurig, wenn auch nicht hoffnungslos, weil das zur Idee des Progressive Rock auch nicht passen würde. Diese Musik feiert das große Gefühl, den Pathos, der doch nicht ins Monströse mündet. Soords "Dissolution" führt daher nicht in die Leere. Sie feiert das sehr britische Lebensgefühl von Skepsis mit Zuversicht.

The Pineapple Thief feat. Gavin Harrison , Mi, 26. Sept., 20 Uhr, Backstage, Reitknechtstraße 6, t 12 6610 0

© SZ vom 26.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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