Konzert:Rhythmische Akkuratesse

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Philharmoniker präsentieren "Glorious Percussion"

Von Rita Argauer, München

Die fünf Solisten wirken im Konzert der Münchner Philharmoniker wie eine gut gecastete Boygroup aus den Neunzigerjahren. Denn das Spiel der fünf Schlagzeuger, die allesamt hemdsärmelig-lässig auftreten, hat in Sofia Gubaidulinas "Glorious Percussion", einem Konzert für Schlagzeugensemble und Orchester, einen fast ebenso so großen choreografischen Schauwert wie musikalischen Hörwert. Mit Sebastian Förschl, Jörg Hannabach und Michael Leopold kommen dabei drei der Musiker aus den eigenen Reihen der Philharmoniker, ergänzt um Simone Rubino und Alexej Gerassimez, zwei Jungstars der Szene. Zusammen ergeben sie jedoch unter der Leitung von Gustavo Gimeno auch musikalisch eine homogene Gruppe.

Gubaidulinas Stück überrascht dabei vor allem durch toll gesetzte Klangkombinationen. Etwa die Mischung von Posaunen und Gongs, mit denen das Stück beginnt und das Blechblasinstrument dem klaren Gong-Schlag einen warmen, leicht verzerrten Nachhall gibt. Oder die Ensemble-Stücke für Vibraphon und Marimba: Die Klöppel rasen höchst virtuos über die Instrumente, während die Streicher dazu Blicke in die Spätromantik werfen. Gimeno hält die Orchestereinsätze dabei rhythmisch genau und nie überbordend. Die kleinen Geräuschchen und großen Klänge der Solisten, die auch körperlich genau getaktet zwischen ihren verschiedenen Instrumenten herumspringen, bekommen so viel Raum. Und wenn die fünf Schlagwerker dann frontal zum Publikum und breitbeinig stehend unisono fünf große Trommeln schlagen, dringt hinter diesem archaisch anmutenden Testosteronschwall schließlich auch mehr von Gubaidulinas ironischem Witz hervor, der zuvor etwas zu kurz kam.

Fast unscheinbar gerät im Anschluss Bruckners erste Symphonie. Obwohl Gimeno auch hier in rhythmischer Akkuratesse und stimmlicher Transparenz einfache Überwältigungsstrategien vermeidet und die Holzbläser und Streicher ungemein schlank und trotzdem präsent erklingen, erschöpfen sich Bruckners Steigerungswellen gegen Ende.

© SZ vom 16.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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