Konzert:Poser und Thrasher

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Freunde seit alten Feierwerk-Tagen: Mathias Elsholz, Oliver Pohl, Jörg Schmaus und Tuncay T. (von oben links im Uhrzeigersinn). (Foto: Tunkay T.)

Die Münchner Metal-Band "Twelve After Elf" stellt das zweite Album in ihrer 25-jährigen Bandgeschichte vor

Von Dirk Wagner

Elf Jahre galt die Münchner Metal-Band Twelve After Elf als aufgelöst. Dann drohte laut dem Maya-Kalender 2012 der Weltuntergang. Bevor die Welt aber unterging, wollte Jörg Schmaus, der Schlagzeuger von TAE (Twelve After Elf), seine Band noch einmal aufgehen sehen. Also überzeugte er die ehemaligen Bandmitglieder zu einem gemeinsamen Auftritt im Spectaculum Mundi. Dieser Auftritt geriet zu einem solch großartigen Fest für Freunde und Fans, dass nur zwei Jahre später ein weiteres Konzert die Fangemeinde erneut zusammen brachte. Diesmal im Strom vor noch mehr Zuschauern als beim Comeback. Den nächsten Gig wollte die Band, die zwischenzeitlich auch noch beim Theatron-Sommerfestival auftrat, dann aber doch nur mit einem neuen Tonträger im Gepäck spielen.

Also entstand heuer das zweite Album der Band in ihrer fast 25-jährigen Bandgeschichte. Auf dem wirkt auch der Krachexperte und Videokünstler Anton Kaun alias Rumpeln mit, der zum Album-Ausklang einen wilden Remix vom ersten Stück "Run" der neuen TAE-LP "Taerapy" offeriert. Prompt wurde die Band von Freunden gewarnt. Diese gesampelte Soundcollage von Rumpeln entspräche nicht dem, was man von einem echten TAE-Song erwarte. Was die Frage aufwirft, welchen Sound man von einer Rockband erwartet, die auch mal orientalische Instrumente wie die Oud oder die Ney in ihrem Rocksound erklingen lässt und von Anfang an mit verschiedenen Stilen innerhalb eines härteren Rockbegriffs zu experimentieren wusste.

Erschien das Vorgängeralbum 1999 nur auf CD, kommt das neue Album jetzt nur als Vinyl-LP auf den Markt. Wer die auf der Release-Party im Strom kauft, erhält noch eine Bonus-CD dazu. Auf der CD finden sich zwei Bonus-Tracks, die die Band in ihren Anfängen dokumentieren. Die Songs "Bitter" und "Krumlock" wurden 1995 in den Münchner Downtown Studios aufgenommen, nachdem Twelve After Elfdie die Aufnahme beim Bandwettbewerb im Feierwerk gewonnen hatte.

Letztlich ist es ohnehin dem Feierwerk zu verdanken, dass es die Band überhaupt gibt. Die Musiker lernten sich dort bei den donnerstäglichen Metal-Konzerten kennen. Damals wurden im Feierwerk die verschiedenen Musikgenres auf feste Wochentage verteilt, wobei Metal dem Tag des Donnergottes Thor zugeordnet wurde. Für diesen Tag war damals der Sozialpädagoge und Veranstalter Michael Niggel zuständig, der heute noch das Konzertprogramm in der Murnauer Westtorhalle unterstützt. Damals wechselte er das Programm wöchentlich zwischen dem härteren Thrash-Metal, dem sich auch Jörg Schmaus zugehörig fühlte, und einer verträglicheren Spielart des Heavy Metal, den Schmaus noch immer leicht abwertend "Poser-Rock" schimpft. Weil der Donnerstag im Feierwerk aber trotzdem ein wichtiger Treffpunkt aller Metal-Fans war, gelang es Niggel auch, die Poser mit den Thrashern zu vereinen. Die stellten schließlich fest, dass die Poser so schlecht ja auch wieder nicht seien. Und weil man damals im sogenannten Grunge ohnehin alles überkreuzte, was zuvor von unüberwindbaren Grenzen getrennt erschien, gelang den Posern und den Thrashern schließlich die gemeinsame Band Twelve After Elf.

Twelve After Elf, Donnerstag, 21. Dezember, 21 Uhr, Strom, Lindwurmstr. 88

© SZ vom 21.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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