Konzert:Neue Route

Markus Achers Klangprojekt "Rayon" in der Lothringer 13

Von Martin Pfnür, München

Der Weg, der die Musik von der bloßen Idee im Kopf des Künstlers irgendwann auf die Bühne führt, ist normalerweise ja ein klar vorgezeichneter. Zuerst ist da die Skizze, das Fragment, dann folgt die Ausarbeitung, gefolgt von der Studioaufnahme und der Veröffentlichung eines Tonträgers, welcher wiederum mittels einer Tour live vorgestellt wird. Wie schön also, dass ein erfrischend unkonventioneller Musiker wie Markus Acher mit der Veröffentlichung seines Solo- und Filmmusikprojekts "Rayon" nun eine erfrischend unkonventionelle Alternativroute beschritt, indem er den klassischen Ablauf mal eben etwas durcheinander wirbelte. Die Musik auf "A Beat Of Silence", die am 11. November via Morr Music veröffentlicht wird, schrieb der Frontmann der ewig großen Indie-Helden The Notwist nämlich ursprünglich für ein Rayon-Konzert, das im Sommer vergangenen Jahres im Rahmen der Experimentalmusik-Reihe "frameless" stattfand. Sie erklang somit erstmals im Live-Kontext, was angesichts ihrer relativen Ungreifbarkeit auch durchaus Sinn ergibt. Rayon, das ist im Unterschied zu den Notwist-Stücken eben keine Musik, in die man sich erst per Album "einhört", um sie dann auf einem Konzert entsprechend zu würdigen. Dafür sind die fein in- und übereinander geklöppelten instrumentalen Soundscapes auf "A Beat Of Silence" letztlich zu flüchtig, zu unstet und unberechenbar. Entstanden unter der Mithilfe von Musikern wie dem Schlagwerker Cico Beck aka Joasihno oder Notwist-Vibrafonist Karl Ivar Refseth, weisen sie ungleich mehr Atmosphären als Strukturen, ungleich mehr Kopfkino- als Melodie-Potenzial auf. Kein Wunder, wenn man um ihre Entstehung weiß.

Rayon , Samstag, 29. Oktober, 20 Uhr, Lothringer 13, Lothringer Str. 13

© SZ vom 29.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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