Vier sich ergänzende Werke unterschiedlicher Komponisten standen bei "Paradisi Gloria" in der Herz-Jesu-Kirche auf dem Programm, das in dieser Saison unter dem Motto "Die vier Enden der Erde" steht. Gekrönt wurde das Konzert mit dem Münchner Rundfunkorchester unter Ulf Schirmer mit Frank Martins "Maria-Triptychon". Dessen lateinisches "Stabat Mater" gestaltete Michaela Kaune als erschütternd düsteren Kondukt, bei dem harte Streicherakkorde wie Peitschenhiebe knallten und am Ende die Umspielung des Soprans durch die Sologeige wie eine vergebliche Beschwörung wirkte.
Diesem bewegenden Finale waren ein "Ave Maria" und ein deutsches "Magnificat" vorausgegangen, dessen "Meine Seele erhebt den Herrn" eher angstvolle Anrufung signalisierte als sanfte Glaubensgewissheit. Erst am Ende schien sich der seelische Aufruhr zu beruhigen, bevor sich mit dem Gesang von der Schmerzensmutter Maria unversehens wieder Abgründe auftaten, die kaum einer der zahlreichen Komponisten, die den berühmten Text vertonten, so lakonisch tief auslotete.
Ganz anders das übrige Konzert: Nach zwei sehr farbigen Präludien von Jaromír Weinberger, die er 1954 dem Heiligen Wenzel in einer Verarbeitung des Chorals "Sváty Václave" und einem Neginah-Spieler widmete, verblüffte James MacMillan mit einer Meditation über die schottische Insel Iona für die aparte Besetzung Schlagzeug und Streichorchester: Zwischen den Tutti flackerten immer wieder Soli dramatisch auf oder führten gar Kämpfe gegeneinander, bis sich der Konflikt am Ende in höchsten Höhen auflöste. Ähnlich geschah dies am Ende von Peteris Vasks' Adagio-Meditation "Einsamer Engel", in dem die Solovioline (Henry Raudales) einen sich immer wieder aus sich selbst fortzeugenden Gesang anstimmte. Das Rundfunkorchester war wie stets ein feinsinnig wacher "Begleiter", gerade in den zahlreichen heiklen Streicher-Partien.
BR-Klassik, Mitschnitt So., 27. März (19.05 Uhr)