Konzert:Hörbar grenzenlos

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Das neue Album des fränkischen Gitarrenduos "Café del Mundo" ist vor allem eine Liebeserklärung an Europa. Live erleben kann man sie in der Allerheiligen Hofkirche

Von Oliver Hochkeppel

Dass sich kultureller wie zivilisatorischer Fortschritt durch die Überwindung von Grenzen, durch die Begegnung mit Anderen und Anderem sowie durch produktiven Austausch vollzieht, das exerziert die Musik seit Langem vor. Bestes Beispiel dafür sind zwei deutsche - genauer gesagt fränkische - Gitarristen, die sich der spanischen Flamenco-Musik verschrieben haben und sie unter dem programmatischen Bandnamen Café del Mundo erfolgreich in einen weltmusikalischen Zusammenhang stellen. Zumal der eine, Jan Pascal, von der Klassik kommt, während der andere, Alexander Kilian, nicht nur diplomierter Jazz-Gitarrist ist, sondern bei Zaza Miminoshvili auch die Panduri erlernt hat und als Meister an dieser dreisaitigen Laute in Georgien ein Star ist. Für die beiden ist also die europäische Idee nichts Abstraktes, für sie ist sie wie für die meisten Künstler ihrer Generation gelebte Realität.

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Dass Pascal und Kilian ihr neues Album genau dieser Idee widmen und es "Beloved Europa" nennen, hat sich logischerweise auf ihren Reisen ergeben, von wo sie allerlei musikalische Geschichten mitgebracht haben. Bei einem Musikfestival auf der griechischen Flüchtlingsinsel Samos kamen ihnen die Parallelen zum antiken Mythos der "Entführung der Europa" in den Sinn. "Europa ist in Gefahr, auch heute wieder", sagt Jan Pascal. "Man muss nur den Stier durch Potentaten, Protektionismus und Nationalismus ersetzen. Wir alle tragen existenzielle Ängste in uns, aber die Frage muss lauten, wie wir damit umgehen. Lassen wir uns von unseren Ängsten leiten oder - von der Kunst. Der Kunst zu lieben. Der Liebe zur Kunst." Für Pascal und Kilian keine Frage.

Quer durch Europa unterwegs und davon inspiriert sind die Flamenco-Gitarristen Alexander Kilian (links) und Jan Pascal. (Foto: Mike Meyer)

Vier Jahre lang trugen sie auf ihren Reisen zwanglos zusammen, was jetzt "Beloved Europa" ergeben hat. Da gehen nun Schuberts Vertonung von Goethes "Erlkönig" in einer Flamenco-Version oder ein ebenfalls iberisch verwandeltes "Oh Haupt voll Blut und Wunden" - die hitverdächtige Melodie des fränkischen Komponisten Hans Leo Hassler von 1601 - mit Astor-Piazzolla-Tangos und dem polnischen Tango-Schlager "Ostatnia Niedziela" von Jerzy Peterburski oder Eigenkompositionen wie dem hörbar in der Toskana entstandenen "Spread Your Wings" Hand in Hand. Für das neue Album holten sich Jan Pascal und Alexander Kilian unter anderen die mehrfach für den Latin Grammy nominierte Rosario la Tremendita ins Studio, bei der CD-Präsentation in der Allerheiligen Hofkirche muss man sich diesen Brückenschlag allerdings dazu denken.

Café del Mundo , Do., 25. Okt., 20 Uhr, Allerheiligen Hofkirche, Residenzstraße 1

© SZ vom 24.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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