Konzert:Hang zum Scheitern

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Poque, Roque und Lique Santa Cruz (von links) auf dem einzigen Bandfoto, das das "Suzie Trio" je machen ließ. (Foto: Suzie Trio)

Das Münchner "Suzie Trio" stellt sein drittes Album vor und macht sich mit einem Lied über die "Landplage Heimatsound" lustig

Von Dirk Wagner

Wenn etwas zweimal klappt, spricht einiges dafür, dass es auch ein drittes Mal funktioniert. Das behauptet zumindest ein italienisches Sprichwort, nach dem das Suzie Trio aus München jüngst sein drittes Album benannt hat: "Non C'E Due Senza Tre". Es gibt keine zwei ohne drei. Wobei die Musik der Drei oft genug belegt, dass man aus zwei Songs auch mal einen dritten machen kann. Da mischt man zum Beispiel einen Basslauf des französischen Elektro-Duos Daft Punk mit einem Streichermotiv, das die US-amerikanische Girl-Group First Choice 1979 mit den Münchner Philharmonikern aufgenommen hatte. Schon entsteht ein musikalisches Vexierbild, vor dessen Hintergrund Roque, Poque und Lique Santa Cruz alias Suzie Trio singen können, dass Tote keine Wohnung brauchen, weil sie ja auf dem Friedhof untergebracht sind.

Allerdings, und das könnte die Mehrzahl der Friedhofsbewohner nun entgegnen, gibt es dort viel zu wenige Fotos des großartigen Münchner Fotografen Gerald von Foris zu sehen. Nicht, dass sie sonst überall zu sehen wären. Mitunter sind seine Bilder ja noch nicht mal dort zu sehen, wo sie hängen. Nachdem etwa Idioten sein riesiges Schneelandschaftsbild in der Milla mit Kritzeleien verunstalteten, deren Ausdruckslosigkeit nun wirklich keinen guten Eindruck hinterlässt. Die Album-Cover von Suzie Trio sollte man vor solchen Schmierfinken schützen. Denn alle drei Alben wurden mit Fotos von Gerald von Foris verziert. Aktuell widmet die Band ihm darum sogar ein eigenes Lied. Zu Recht heißt es darin, dass der Fotograf selbst ein Bild für die Götter sei. Dass, wie es ferner heißt, eine Momentaufnahme bei ihm eine Ewigkeit dauert, rechtfertigt allerdings nicht, warum Suzie Trio nur ein einziges Pressefoto haben. Denn das ist noch nicht einmal vom Lieblingsfotografen.

Diese Band habe halt einen Hang zum Scheitern, erklärt der Multi-Instrumentalist Lique Santa Cruz, der unter anderem Namen schon in erfolgreicheren Bands wie Die Moulinettes oder The Sound Of Money gesichtet wurde, solche Nachlässigkeiten. Trotzdem gelang der Münchner Formation jüngst ein Wunder. Obwohl nämlich in der Fernsehshow "Willkommen Österreich" nur österreichische Musiker zugelassen sind, erbaten sich die Moderatoren Grissemann und Stermann für das von ihnen geschätzte Suzie Trio aus Bayern eine Sondergenehmigung als Weihnachtsgeschenk.

Prompt veränderte im vergangenen Dezember ein Fernsehauftritt der drei Münchner Musiker die Klickzahlen auf den einschlägigen Portalen ganz immens. Jahrelang wussten sie bis dahin nämlich von einem Hörer irgendwo in Irland und einem Hörer irgendwo in Kolumbien. Und dann plötzlich lag ihnen ganz Österreich zu Füßen, nachdem sie mit Russkaja, der Hausband der Late Night Show, davon sangen, dass der Penis keine Maschine sei, sondern "ein Teil von dir", der noch dazu Brücken baut, wo vorher keine waren. Und dass man dem Penis, jenem kleinen Zeiger auf der großen Lebensuhr, nur etwas Zeit lassen sollte, wenn er mal nicht will.

Das Hit-Potenzial dieses Songs hatte vor Jahren schon die kanadische Rockmusikerin Christina Martin erkannt, als sie das Suzie Trio im Unter Deck erleben durfte. Der deutschen Sprache nicht allzu mächtig, bewunderte sie das musikalische Zusammenspiel der drei Multi-Instrumentalisten, wie sie mit ihren Blas-, Streich- und Zupfinstrumenten regelrecht jonglierten, und dabei stets noch den einen oder anderen Synthesizer aus dem Ärmel schüttelten. Plötzlich blickte die Sängerin irritiert: "Singen die da gerade von Penissen?", fragte sie. Kaum hatte man ihr den Text erklärt, jubelte sie: "Gibt es den Song auf Schallplatte? Die muss ich haben." Gab es damals allerdings nicht, und auch die nächsten drei Jahre nicht. Denn die Musiker von Suzie Trio sind in der Regel viel zu sehr mit anderen Projekten beschäftigt.

Umso ausgereifter klingt nun ihr drittes Meisterwerk, das mit Textzeilen wie "Mia san miad" auch nicht verschweigt, was Suzie Trio von den hierzulande propagierten Heimatsounds hält: "Landplage Heimatsound" nennen sie jene Worthülse, die aktuell so ziemlich alles von Lofi-Pop bis Blasmusik vereint, was regional daher klimpert. "Einmal einen Willy-Michl-Song von früher hören, dann erkennst du sofort den Unterschied", empfiehlt Lique Santa Cruz. Trotzdem möchte er nicht in Tote-Hosen-Manier grölen: "Nie im Leben würde ich zum Heimatsound Festival gehen". Vorerst ist das Suzie Trio aber im Turmstüberl des Valentin-Karlstadt-Musäums zu sehen. Das sei um so wichtiger, als man den Namen Karl Valentin wieder positiv besetzen müsse, nachdem die Münchner Narrhalla närrischerweise Andreas Gabalier für den Karl-Valentin-Orden nominiert hat.

Suzie Trio , Donnerstag, 17. Januar, 19 Uhr, Valentin-Karlstadt-Musäum, Im Tal 50

© SZ vom 16.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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