Konzert:Ein Quäntchen Punk

Die fünf Musiker des BKO Quintets pflegen einen ganz eigenen Umgang mit der traditionellen Musik Malis

Von Jonathan Fischer

Es gibt wahrscheinlich kein afrikanisches Land, das in den Weltmusik-Charts so präsent ist wie Mali. Und doch fordert das BKO Quintet - benannt nach dem Flughafen-Kürzel der malischen Hauptstadt Bamako - überkommene Hörweisen heraus. Bricht mit kulturellen Tabus, weil es die gesungenen Geschichten der zum gesellschaftlichen Adel gehörenden Jeli oder Griots und die Donso genannte, manische Trance-Musik der Jäger und einfachen Dorfleute zusammenführt. Eine bisher undenkbare Kombination. Zusätzliche musikalische Reibung erzeugt die Band um den Djembe-Spieler und Sänger Ibrahima Sarr und den französischen Perkussionisten Aymeric Krol durch Stilmittel der Rock- und Bluesmusik: Sich aufschaukelnde Riffs, dichte Song-artige Arrangements und Feedback-Cluster.

BKO Quintet

Das BKO Quintet erforscht die Grenzen zwischen traditionellen Songs und wunderbarem Lärm.

(Foto: Guillaume Dussably)

"Wir benutzen das Verzerrungspedal nicht, um etwas zu verschönern", sagt Krol, "sondern weil dieser Effekt in die Eingeweide dringt". Zwei traditionelle Ngoni-Lauten werden dazu elektrisch verstärkt - und bringen bei aller Virtuosität eine intuitive, ja brutale Seite zum Klingen. Einen Punkt, an dem sich Weltmusikfans, Technofreunde und - ja, auch - Metal-Fans mühelos begegnen können. Mit ihrem 2018 veröffentlichten zweiten Album brachten BKO jedenfalls frischen Wind in die oft allzu zahme Weltmusik-Szene. Gemeinsam forschen die fünf BKO-Musiker nach den Grenzen zwischen traditionellen Songs und wunderbarem Lärm. Live setzen sie meist noch ein Quäntchen Punk drauf. Da kann eine sanfte Ballade schon mal in einen Dub-Step-Rhythmus ausufern.

BKO Quintet, Mo., 28.1., 20.30 Uhr, Ampere

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