Konzert:Düster

Lesezeit: 1 min

Das Klenke-Quartett bevorzugt Moll

Von Rita Argauer, München

Es ist schon ein etwas arg depressives Programm, das das Klenke-Quartett für sein Konzert in der Allerheiligen Hofkirche auswählte. Das Streichquartett, das sich anno 1991 an der Musikhochschule Weimar gründete und seitdem in unveränderter Besetzung zusammen spielt, präsentiert von Mozart und Schumann die jeweils etwas dunklere und zerrissene Seite; hinzu kommt dann auch noch Schostakowitsch, der generell nicht für seine Leichtigkeit bekannt ist. Düsteres aus drei Epochen also, das die vier Musikerinnen mit Mozarts d-Moll-Quartett, KV 421/417b, beginnen.

Es ist das einzige in Moll unter den zehn großen Streichquartetten Mozarts (und das zweite, das er Joseph Haydn gewidmet hat). Doch hier wirkt es, als begegnete das Ensemble dem eigenen Programm noch mit einer zurückhaltenden Vorsicht. Respektvoll arbeitet es sich durch die Noten, ohne sich recht auf Mozarts formales Spiel aus Tragik und tänzerischer Leichtigkeit einlassen zu können. Ab und an schält sich eine Verlorenheit heraus, die mit der Musik zusammen geht und eine Ahnung davon gibt, welch theatralen Farben in dieser späten Komposition stecken. Doch die gesetzte Interpretation lässt ein wenig an Sinnlichkeit vermissen. Mit dem anschließenden Schostakowitsch verstärkt sich dieser Eindruck: Denn in dessen c-Moll-Quartett Nr. 8 entwickeln die vier Musikerinnen plötzlich eine scharfe Konzentration, die die ineinander verschachtelten Stimmen in einen reizvollen und passend überspannten Dialog setzt; die Musik beginnt zu erzählen. Ruth Kaltenhäuser am Cello setzt das D-Es-C-H-Motiv, mit dem Dimitri Schostakowitsch seinen eigenen Namen in die Musik übersetzte, mit warmem, aber schneidendem Ton in die zwischen Resignation und Licht schwankenden Motive der beiden Geigen - es wird zur heimsuchenden Phrase, die trotz Walzer-Anleihen in den Mittelsätzen und Entrückung der ersten Geige gegen Ende, in technoider Regelmäßigkeit von Aussichtslosigkeit erzählt. Das ist harte Kost, die aber in Vortrag und Stimmung schlüssig und beeindruckend ist.

Mit der edlen Melancholie in Schumanns a-Moll-Quartett, Nr. 1, beschließt das nach der Primaria benannte Quartett den Abend. Dessen wogende Zartheit ist nach Schostakowitsch wohltuend und funktioniert gut als Bindeglied von Klassik und Moderne. Doch am seelisch aufwühlendsten war doch die Interpretation von Schostakowitsch.

© SZ vom 27.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: