Konzert:Bier und Beats

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Vor neun Jahren schon einmal bei "Munich Rocks": die Singer-Songwriterin Theresa Chanson. (Foto: Mathias Leidgschwendtner)

"Munich Rocks" feiert sein zehnjähriges Bestehen

Von Michael Zirnstein, München

Niko Strnad hat ein Problem mit Bandwettbewerben. "Das ist das falsche Format", findet sie, "die Musiker können sich nur kurz vorstellen, spielen drei Songs, und am Ende gibt es bei den Verlierern lange Gesichter." So ging es der mitfühlenden Music-Business-Frau zumindest vor etwas mehr als zehn Jahren als Projektleiterin und Jurorin eines Münchner Rock-Contests. Die Chefin von Bang Bang Concerts hatte etwas anderes im Sinn: Eine Reihe für den zahlreich vorhandenen Nachwuchs, der sich auf einer größeren Bühne mit einem kompletten Set austoben können sollte. So war die Idee für "Munich Rocks" in der Welt, der Kulturjournalist Volker Isfort ließ sich dafür begeistern und mischt seitdem mit, auch die Muffathallen-Leitung stieg sofort ein und stellt das Ampere als Spielstätte, Techniker und Band-Catering. Das Kulturreferat übernimmt die Gagen der Bands, so dass alles bei freiem Eintritt steigen kann. Und schon sind die ersten zehn Jahre mit insgesamt 45 Runden und knapp 150 Bands rum.

Zum Jubiläum darf "Munich Rocks", diesmal mit vier statt drei Acts, erstmals in die große Halle. Die kennt Strnad, weil sie wegen des großen Interesses einmal eine Lesung des legendären Konzertveranstalters Fritz Rau vom Muffatcafé dorthin verlegte. Aber wird auch ihre Nachwuchsreihe den großen Saal füllen? "Das ist schon eine Zäsur", sagt die Veranstalterin, "aber wir haben viel Stammpublikum." Und das kommt aus allen Szenen von Jazz über Rock bis Hip-Hop, aus allen Schichten und den Altersstufen "von 16 bis 70", weil Strnad eben nicht nur die Jüngsten auf die Bühne lässt. So hatte sie, die etwa auch das Hide-Out-Bluesfestivals, die Neuhauser Musiknacht mit mehr als 60 Bands und den Hexenkessel und die Fass-Bar auf dem Tollwood stemmt, auch schon Routiniers eingeladen: Ecco Meinecke mit seiner Folk-Band Anthonys Garden, Fuck Yeah oder die alten Punk-Allstars S.A.U. aus dem Substanz-Club . Erstens "weil man nicht nur mit 25 neue Sachen erfinden kann". Und zweitens, weil sie einfach ihrem Geschmack folgt. "Bewerben kann man sich bei Munich Rocks nicht", erklärt sie das Auswahlverfahren, sie hören sich um, fragen bei Labels nach, im Muffat-Team und bei ihrer langjährigen Moderatorin, Julia Gerecke von Radio M94,5. Oft hatten sie ein gutes Gespür, so spielten schon Newcomer bei Munich Rocks, die bald dick im Geschäft sein sollten: The Exclusive, Redweik, Cosby oder die Kytes, noch als Blind Freddy.

Bei der Geburtstagsparty stehen vier von Strnads Lieblingen aus den zehn Jahren in der Reihenfolge ihrer Teilnahme auf der Bühne. Man darf sich freilich fragen, ob sie den großen Saal im Griff haben werden. Strnad ist da ganz zuversichtlich. Sie erinnert sich an eine Singer-Songwriterin, die vor ihrem ersten Auftritt bei Munich Rocks 2010 "ein bisschen in Panik" geriet: "Oh, ich alleine mit der Gitarre vor so vielen Leuten." Dann aber sei die junge, bairisch sprechende Frau mit dem Bier und zehn selbstgebrannten CDs neben sich über sich hinausgewachsen und habe alle verzaubert. Deswegen ist Theresa Chanson auch dieses Mal dabei.

Blek Le Rock, die Vertreter aus der allerersten Runde am 13. März 2009, haben ihren Breitwand-Indie-Rock eh schon seit der Gründung vor 14 Jahren für große Stadien komponiert, was sich bei ihrem überhaupt zweiten Auftritt als Vorband von Status Quo bei Tollwood gleich auszahlte. Auch Ni Sala, inspiriert von einem australischen Schamanen, bringen ein stattliches Selbstbewusstsein mit. Sie spielen ein spirituelles Bluesrock-Brett, als würden sie bei Woodstock auf der Hauptbühne stehen - "Hippies im Herzen", wie sie sagen, die sich auch mal mit Yoga für ihre abgedrehten Auftritte warm machen.

Mit "Party, Rausch und Kontrollverlust" schließen sich die Jüngsten im Reigen an: Die Sauna bezeichnen sich als "sechsköpfige Sekte", vereint durch eine Vorliebe für Bier und gute Musik. Die Studenten machten mit hefigem Rock und lässigen deutschen Texten 2016 bei einem Wettbewerb Furore. Dem "Sprungbrett" im Feierwerk, das auch Niko Strnad wegen seines Band-fördernden Ansatzes gut findet.

Längst ist sie in diesem Sinne auch selbst wieder mit einem Nachwuchswettbewerb aktiv und zieht mit ihrem Format "Soundcheck" für das Kulturreferat durch die Viertel, heuer in Milbertshofen. Diesmal hat sie dafür gesorgt, dass alle Teilnehmer etwas bekommen, "ich ertrag' das sonst nicht, die stecken da ja auch Geld und Arbeit rein". Jeder bekommt also ein Paket von einem Instrumentenhändler - und der Sieger gewinnt einen Auftritt bei "Munich Rocks".

10 Jahre Munich Rocks ; Freitag, 1. Februar, 20 Uhr, Muffathalle, danach Party im Café, Eintritt frei

© SZ vom 31.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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